04.09.2015 blog-neustart/umzug mir ging es eigentlich nie darum, 'blogger' zu sein. als ich vor elf jahren damit anfing, auf meiner homepage aufzuschreiben, was ich so alles höre, sehe und lese, wollte ich nur festhalten, was meiner meinung nach notierwürdig war - zum beispiel für freunde, die aus münchen weggezogen waren und mit denen ich nicht so regelmäßig kontakt hatte, aber auch als eine art chronik für mich selbst.

beides ist im prinzip noch heute aktuell. bevor ich meine freunde mit den immer gleichen geschichten über neue lieblingsplatten oder dem hinweis auf anstehende konzerttermine nerve, mache ich diese themen lieber auf dem blog öffentlich. und seitdem ich auf apple music umgestiegen bin, ist die chronik-funktion für mich selbst noch wichtiger - schließlich sammle ich ja keine mp3-datenberge mehr auf meiner festplatte an und könnte sonst vergessen, welche schöne klänge mich zu welcher zeit des jahres erfreuten.

dennoch wurde die blog-ausbeute sichtlich magerer und drohte zuletzt fast ganz zu versiegen: außer drei ellenlangen kraftakt-updates habe ich in diesem jahr nichts zustande gebracht. das lag daran, dass ich für das blogeintragschreiben am rechner einfach nicht mehr die zeit hatte. um den blog nach elf jahren nicht einfach einschlagen zu lassen, versuche ich nun deshalb den neustart auf einer neuen plattform: auf tumblr. mit der app ist vor allem das mobile posten von beiträgen deutlich leichter und sollte sich so auch wieder mehr zeit für regelmäßige updates finden lassen. mal schauen, ob das klappt, versuchen will ich es aber wenigstens.

wer auch künftig verfolgen will, welche musik, bücher und filme es mir besonders angetan haben, sei also eingeladen, sich die neue url zu bookmarken:

dieser blog wird ab sofort nicht mehr aktualisiert. also, in diesem sinne: man sieht sich an neuer stelle - tschüss und auf wiedersehen!
04.09.2015 roundup bevor es zum blog-neustart mit hoffentlich wieder regelmäßigen beiträgen kommt, gilt es noch einmal, mit einem roundup meine kulturellen highlights der letzten wochen nachzutragen. los geht es mit neil young, der mit 'the monsanto years' schon wieder ein neues album vorlegte. dieses mal allerdings ganz schön rumpelig und mit der themensetzung gegen den gensaatgutkonzern monsanto gefährlich zeitgebunden. trotzdem gefällt mir, wie sich der 70-jährige neil young getreu dem platten-motto 'it’s a new day for love / it’s a new day for the planet' mit unerschütterlichem optimismus sowohl privat wie auch als aktivist in neue gewässer stürzt. und schön klingen tut die in einem hundertjährigen kinoraum aufgenommene platte auch.

während sich im juli der sommer ausbreitete, lieferte bob-marley-sohn ky-mani marley mit 'maestro' dazu einen perfekten soundtrack. gerne ließ mich die platte mein vorurteil revidieren, bei ky-mani handle es sich um ein musikalisch eher schlichtes gemüt. wie er eckpunkte des roots-sounds seines vaters munter mit einer stilpalette von r’n’b über elektro bis zu rock mischt, ist große kunst. von dem album ließ ich mich gleich noch dazu inspirieren, ky-manis autobiographie 'dear dad' zu lesen - natürlich kein literarisches highlight, aber eine interessante erzählung darüber, wie sich der außerhalb des marley-clans in prekären verhältnissen aufgewachsene sänger seinen weg ins musik-business erkämpfte.

aufgrund einer facebook-empfehlung von garland jeffreys machte ich mich dann an james maddock und sein album 'the green'. maddock startete im england der 80er jahre als linkslastiger soulrocker und bewegt sich seiner übersiedlung nach new york anfang der 2000er jahre im weitergefassten fahrwasser von bruce springsteen. auf the green gibt es warmherzige songs mit großem stimmlichen einsatz und satten arrangements. für mich als bekennender springsteenianer ein gefundenes fressen.

schönen sommer-sound lieferte auch lianne la havas. die elegante londoner soul-chanteuse gibt sich auf dem zweitlingsalbum 'blood' zwar etwas stromlinienförmiger als bei ihrem debut, überzeugt aber weiterhin mit einer grossartigen stimme, geschmackvoll angejazzten songs und einer sympathisch nach uk-soul tönenden soundvariante.

anfang juli kam es mit dem launch von apple music dann zu einer formatweiterentwicklung, die überraschenderweise inzwischen auch meine hörgewohnheiten beeinflusst hat. noch anfang des jahres kaufte ich mir einen neued ipod, da ich davon ausging, dass ich a) weiterhin auf alben-downloads statt streaming setzen würde und b) dafür weiterhin einen dezidierten mp3-player nutzen würde. doch dass es auf einmal möglich wurde, musikalben am (inzwischen gleichzeitig weltweit auf freitag vereinheitlichten) erscheinungstag auf mein iphone zu laden und dort innerhalb der attraktiv gestalteten musik-app zu hören, schuf für mich neue fakten. inzwischen habe ich apple music abonniert und nutze ich meinen ipod so gut wie nicht mehr.

als erster apple music download fand die tributplatte 'nina simone revisited' den weg auf mein iphone - und das vor allem wegen der darauf enthaltenen sechs neuen aufnahmen von lauryn hill. allem zweifel zum trotz stellt die dame mit den eigenständigen coverversionen ihre ungebrochene klasse unter beweis und weckte bei mir hoffnungen, eines tages vielleicht doch noch einmal einen nachfolger zu ihrem klassikeralbum 'the miseducation of lauryn hill' zu gehör zu bekommen.

ich stehe nun einmal auf das albumformat, weshalb es auch eps bei mir erfahrungsgemäß schwer haben. doch die 'lost worker bee' ep von elbow ist einfach so gut, dass ich mich über die magere anzahl von vier neuen songs gar nicht beschweren mag. wie auf keinem elbow-release seit 'the seldom seen kid' beweisen elbow auf der ep ihren sinn für nichtalltägliche, aber dennoch hochgradig einprägsame melodien und komplexe, aber stets berührende arrangements.

einen eigenständig-charakteristischen rocksound haben auch the maccabees auf ihrem dritten album mit dem titel 'marks to prove it' entwickelt. vielleicht liegt es an dem gelungenen artikel, den der guardian dem album widmete, aber ich höre in den neues maccabees-songs den sound des heutigen london, in nächtlicher atmosphäre und umgeben von bröckelnden 70erjahre-sozialbauten und neuen protzbauten. ach ja, und mit dem architekturfoto auf dem cover haben mich die maccabees natürlich auch sehr geschickt geködert.

der sommer bewegte sich in richtung zenit und was passt da besser als ein gutes reggae-album? überraschenderweise stammt dieses von joss stone. zwar ist 'water for your soul' nicht wie in vielen medien behauptet von damian marley produziert und tritt linton kwesi johnson auf dem album nicht als gastsänger, sondern nur als sample in erscheinung. doch immerhin zeigen diese referenzen bereits in welche richtung es geht: neben tropisch abgehangenen soul gibt es viel klassischen reggae-sound mit tollen arrangements und einprägsamen melodien - volltreffer.

ab ging es in den zweiten sommerurlaub des jahres, in den golf von venedig nach caorle. schon wenige tage vor der abreise entdeckten wir beim pizzaessen das diesjährige italopop album-highlight: 'naif' von malika ayane. auch in bella italia wehten die hochklassigen popsongs der dame mit der samtstimme einem allenorts um die ohren und bei der heimfahrt gelang es mir sogar noch, das cd-album in einer feltrinelli-buchhandlung (!) als hardcopy zu erstehen. weiterer urlaubssoundtrack war das selbstbetitelte album von worried man & worried boy, auf dem herbert janata, gründer der austriarock-urgesteine worried men skiffle group zusammen mit seinem sohn und 'ja, panik'-schlagzeuger sebastian janata ein so unterhaltsames wie bitterböses sixties-sound-update liefern - einen guestslot des nino aus wien inbegriffen. und schließlich entpuppte sich noch 'contradictions', das zweite solo-album von maximo-park-frontmann paul smith, als perfekte sommerplatte. subtiler als bei seiner hauptband, aber eingängiger als auf dem solodebüt liefert smith einen strauss hochkarätiger songs, die von seiner charismatischen stimme und atmosphärischen gitarrensounds geadelt werden.

wieder zurück in münchen wartete die aus australien eingeflogene, von der künstlerin selbst produzierte neue toni childs cd 'it’s all a beautiful noise' im briefkasten. die sängerin setzt darauf ihren mit dem crowdfunding-album 'citizens of the world' im vergangenen jahr eingeleiteten lauf fort - allerdings mit einem leichten schwenk: an die stelle des popsong-formats sind nun längere, atmosphärische tracks jenseits des strophe/refrain-schemas getreten. vom charakter her erinnert das ganze erfreulich an die weltmusik-glanztaten eines peter gabriel und hinterlässt einen sehr stimmungsvollen höreindruck.

soviel zu den cd-neuerscheinungen. daneben gab es tolle livemusik von haindling auf dem tollwood-festival (der wohl stärkste gig, den ich von hochwachen bayerischen träumer hansjürgen buchner bisher gesehen habe) und stephan eicher auf dem bardentreffen in nürnberg: der schweizer, in frankreich weltbekannte chansonnier verzauberte dabei mit der analogen mechanik seiner musikautomaten und der perfekt zur fränkischen vollmondnacht passenden romantik seiner songs.

im lustspielhaus gab es nach der sommerpause ein wiedersehen und -hören mit denk. das akustik-programm zum 15-jährigen bandjubiläum zeigte eindrücklich die musikalische klasse der gruppe und machte deutlich, dass für die wiener lieblingsband auch künftig von rock über funk bis zu country und folkloristischem noch viele entwicklungswege offenstehen.

frischen lesestoff gab es von peter hoeg, dessen 'susan-effekt' für mich nicht nur ein spannendes wiedersehen mit dem in sehr guter erinnerung verbliebenen kopenhagen bot, sondern auch eine gleichermassen fesselnde wie hochrelevante thriller-handlung entwickelt. das wiederentdeckte harper lee roman-debut 'go, set a watchman' entpuppte sich als stimmungsvoller, politisch bewegter blick in die us-südstaaten der 50er-jahre. als schmale, aber hochgradig beeindruckende urlaubslektüre sehr gut geeignet war 'der beweis' von cesar aira. der alles vorstellbare sprengende liebesbeweis zweier argentinischer punkmädchen bewegte sich in regionen, die mich erfreulich an roberto bolano erinnerten.

weniger erfreulich ist schließlich, dass ernst molden seine freizeit.at-kolumne 'wien mitte' im august nach 333 folgen einstellte. seitdem ich die buchzusammenfassung der ersten fünf kolumen-jahre gelesen hatte, lieferte mir molden zuverlässig jeden samstag wien-insights, musik-tipps und vor allem inspirierende einblicke in eine hochgradig sympathische lebens- und familiengestaltung. die wöchentliche dosis molden zum lesen fehlt mit definitiv, doch verspricht der wiener immerhin, das durch verstärkten musik- und konzert-output zu kompensieren, was ja auch nicht das schlechteste ist.
25.06.2015 sechs wochen nach dem letzten roundup mal wieder ein update. musikalisch ging es mitte mai mit einer willkommenen afro-/reggae-schlagseite los. alpha blondy veroeffentlichte mit 'positive energy' einmal mehr ein hochklassiges roots-reggae-album. zwar haelt die platte nicht ganz das niveau der ersten lieder, unterstreicht aber den status von alpha blondy als heute wichtigsten fackeltraeger des klassischen, engagierten reggae. auf das aktuelle schaffen von sally nyolo, die ich vor mehr als 20 jahren tatsaechlich kurz persoenlich kennenlernte, machte mich eine konzertankuedigung der nzz aufmerksam. nyolo wurde darin in einem atemzug mit der von mir hochgeschaetzten angelique kidjo als eine der originellsten vertreterinnen afrikanischer popmusik gewuerdigt. und tatsaechlich ist 'tiger run', das ende 2014 erschienene aktuelle album der einstigen zap-mama-saengerin, eine gekonnte verknuepfung vordergruendig traditioneller toene, die bei genauerem hinhoeren von pop, jazz und franzoesischem chanson durchdrungen sind. und mit 'kilimanjaro' hat sally nyolo einen echten hit am start. aus italien meldete sich schliesslich das reggae-kollektiv africa unite mit dem als gratis-download veroeffentlichten album 'il punto di partenza' zurueck. die darauf zu hoerenden flirts mit dubstep sind fuer die bereits 20 jahre alte band durchaus gelungen, doch am besten gefallen mir die italiener, wenn sie kaempferische, blaeser-verstaerkte roots-nummern anstimmen, die im besten sinne an die fruehen ub40 erinnern.

eine echte musikentdeckung bescherte mir ernst molden in seiner 'wien mitte'-kolumne: das trojanische pferd bietet bestes indie-songwritertum mit einem punkigen unterton und muss dabei auch vor vergleichen mit internationalen stars des genres nicht zurueckschrecken. auf 'dekadenz', dem dritten album von das trojanische pferd, gibt es neben hochdeutsch gesungenen titeln erstmals auch ein paar lieder im dialekt, was im zusammenspiel mit dem ueberhaupt nicht volksmusikalischen sound einen spannenden kontrast schafft. im abschliessenden 'idiotenlied' sind dann schliesslich auch der nino aus wien und ernst molden (an der gitarre) mit von der partie.

anfang juni ging es dann in den urlaub. erst nach hamburg, dann in die luebecker bucht, zwischendurch nach kopenhagen und heim schliesslich ueber berlin. eine schoene rundreise, die neben einer reihe interessanter staedte - mein highlight war das gleichermassen traditionelle wie dynamische kopenhagen - bei mir auch neues interesse am ostseeraum insgesamt weckte. musikalisch begleiteten mich in den urlaub zunaechst florence and the machine. aus dem indie-umfeld von den mystery jets ist florence ja inzwischen zum globalen verkaufsstar avanciert. das merkt man auch ihrem album 'how big, how blue, how beautiful' an. auf der gefuehlsebene trifft mich das nicht immer, doch enthaelt die platte so manchen schoenen, staerker us-gefaerbten song. ein kontrastprogramm dazu bot das israelische weltmusik-kollektiv yemen blues. das zweite album der band 'insaniya' wurde von crossover-pionier bill laswell produziert und bietet tolle arabisch getoente musik, die mit einer mitreissenden rock-attituede daherkommt. weiter ging es im urlaub mit ffs, der zusammenarbeit zwischen franz ferdinand und den sparks. manchmal toente mir das gleichnamige album zu schraeg um der schrulligkeit willen, enthielt aber auch einige songs, in denen es den beiden bands gelingt, spannende atmosphaeren zu schaffen. schliesslich meldete sich aus senegal mit cheikh lo noch ein alter weltmusik-bekannter zurueck. sein neues album 'balbalou' bietet afropop mit hochkaraetigen arrangements und einer erfreulich grossen stilistischen offenheit.

zurueck aus dem urlaub, schlug das pendel wieder in richtung us-amerikanischer sounds aus: simi stone verfolge ich seit ihrer zusammenarbeit mit simone felice bei the duke and the king. auf ihrem debut liefert die saengerin aus woodstock soul- und popsongs mit angenehmen retro-einschlag und sympathisch persoenlichen texten. und ein paar ohrwuermer hat die huebsche dame ebenfalls am start. ein verspaetetes debut liefert auch das ehemann/frau-duo larry campbell & teresa williams ab. campbell kenne ich ja als gitarrist aus bob dylans tourband und so ist es auch keine ueberraschung, dass das duo ein munteres americana-potpourri von hoher qualitaet liefert. besonders gelungen sind die langsameren songs sowie das stuermische blues-cover 'keep your lamp trimmed and burning'.

meine jaehrliche dosis bob dylan live holte ich mir vor ein paar tagen bei einem trip nach bamberg ab. auch mit 74 jahren ist bei dylan veraenderung trumpf. zum einen ist erfreulicherweise nach laengerer kontinuitaet die setlist wieder in bewegung geraten. und zum anderen klang die musik wieder deutlich lebhafter als im vergangenen jahr auf tollwood, als dylan sein sinatra-album 'shadows in the night' vorwegzunehmen schien. die livepremiere des sinatra-stuecks 'i’m a fool to want you' sowie 'autumn leaves' waren denn auch zwei innig dargebotene highlights des konzerts. daneben uueberzeugte dylan mit einem bedrohlich stampfenden 'pay in blood', einem zurueckgenommenen 'early roman kings' und einem beruehrend klagenden 'forgetful heart'.

ebenfalls ein sehr erfreuliches live-erlebnis bot natalie prass im privatclub in berlin-kreuzberg. auf ihr gleichnamiges debutalbum machte mich der konzerttermin aufmerksamm, doch ging der gig noch einmal deutlich darueber hinaus. wo prass auf platte mit liebesdramen betoert, die mit ihren streicherarrangements den southern soul der seventies heraufbeschwoeren, gab es live einen deutlich kernigeren soul-sound, der eindrucksvoll eine lanze fuer die musikszene des new south brach.

ebenfalls am rande eines arbeitstrips nach berlin ging es im schoenen ambiente des kant kinos in charlottenburg in den brian-wilson-biopic love and mercy. die geschichte des beach-boys-masterminds und seiner daemonen ist stellenweise ganz schoen starker tobak, doch beruehrt mich - wie auch bei wilsons 2015er album 'no pier pressure' - wie es der musiker dennoch alles in allem geschafft hat, die kurve zu kriegen. spannend dazu ist auch ein aktueller artikel des us-rolling stone.
28.05.2015 nach lauter ellenlangen roundups hier zu abwechslung mal ein kurzes video: brian wilson performt mit musikschulkindern fuer einen guten zweck 'love and mercy' (im gleichen studio, wo einst 'pet sounds' entstand). schoen, dass wilson trotz allem neben-der-spur-sein irgendwie seinen platz gefunden zu haben scheint...

15.05.2015 zum ende einer (wegen wiederholter infekte in unserer kleinen familie ungewollt ausgedehnten) vierwoechigen schreibphase fuer mein zweites 'local heroes'-buch, schaffe ich es endlich mal wieder, ein update zu den kulturellen highlights der letzten zeit zu geben:

musikmaessig ging es los mit sufjan stevens und 'carrie & lowell', seinem sublimen album-nachruf an seine vor drei jahren verstorbene, ziemlich katastrophenhafte mutter. mit feinen folksounds, aber auch mit den christlich aufgeladenen texten war das album der passende soundtrack fuer die karwoche.

ostern begleiteten mich dann ringo starr's angenehm solides neues album 'postcards from paradise', der spannende 'wie geht das leben weiter, wenn der grosse traum geplatzt ist?' coming-of-age-roman 'barracuda' von christos tsiolkas sowie passend dazu der australische songwriter-indierock von courtney barnett. ihr album 'sometimes i sit and think and sometimes i just sit' liegt wortgewaltigerweise wohl naeher an patti smith als an bob dylan, macht aber trotzdem viel spass.

zu meinem geburtstag schaenkte ich mir dann selber 'no pier pressure', das neue album von brian wilson. nach einer reihe eher rueckwaerts gewandter projekte macht der beach-boys-kopf darauf einfach wieder popmusik, im klassischen chor-sound, aber auch mit einer reihe sympathischer zeitgemaesser gaeste. schoen. gut dazu passte es, dass auch bei der kurz darauf erschienenen neuen wombats-cd 'glitterbug' die beach boys zumindest teilweise pate standen. denn hat man sich erst einmal durch die 80s-bombast-produktion hindurchgehoert, trifft man darunter auf eine angenehm stimmungsvolle beziehungs-auf-und-ab-platte.

fuer spass sorgten bei mir dann the title trackers, eine studiomusiker-kombo aus los angeles, die es sich zum ziel gesetzt hat, fehlende album-titeltracks nachzuliefern, also z.b. 'the joshua tree' fuer u2 oder 'greetings from asbury park' fuer den boss. das ist richtig lustig, am besten aber ist 'blood on the tracks', wo die titel-trackers erst gar nicht versuchen, dylan nachzumachen, sondern mit einem beruehrenden song ganz einfach sie selbst sind.

weiter ging es mit den alabama shakes und derem zweitlingswerk 'sound and color'. von den retro-soul-rock-klaengen des debuts geht es hier zu einem zeitgemaessen, angenehm farbenfrohen suedstaatensound, der zwar viel elektrischer klingt, mich aber von der stimmung dennoch angenehm an valerie june erinnert.

da robyn hitchcock der lieblingsmusiker von einer reihe meiner lieblinsmusiker ist, probierte ich den mann mal live aus. eine entdeckung als konzertlocation war auf jeden fall der club unter deck. herr hitchcock selber entpuppte sich als alleinunterhalter erster klasse und hochkaraetiger songwriter, irritierte mich aber auch ein bisschen mit seiner etwas durchgeknallten art. ggf. bleibe ich an dem mann weiter dran.

nachdem damon albarns solodebut im letzten jahr zu meinem favorites zaehlte, bot das neue blur-werk 'the magic whip' fuer mich oasis-ianer nun den geeigneten anlass, um mich erstmals ausfuehrlicher mit der britpop-kombo zu beschaeftigen - mit einem ausgesprochen positiven ergebnis: die britpop-throwbacks sind angenehm, noch viel spannender aber die zwischen krautrock und grossstadt-melancholie angesiedelten neuen sounds von blur.

ein bisschen zeit brauchte ich fuer 'supermoon', das neue album von sophie hunger. doch dann fing mich die schweizerin wieder mit ihrer gedehnten phrasierung, ihrer engagierten gesangsweise und tollen songs ein. gefestigt wurden die bande dann an meinem ersten sophie-hunger-konzert in der freiheizhalle. die saengerin bewies dort mit ihrer musik und auch zwischen den songs einen auf charismatische weise leicht linken charme. und auch beim support act bewies frau hunger eine sichere hand: der junge schweizer faber singt seine akustischen songs mit rebellischer energie und mutiert zwischendurch muehelos zum italienischen cantautore. seine debut-ep 'alles gute' wurde kurzerhand gekauft.

hubert von goiserns neues album 'federn' hatte ich ja bereits im letzten herbst in einer kompletten live-preview gehoert. die cd-version bestaetigt nun den guten eindruck: blues und cajun passen darauf bestens zu alpenlaendischer folklore und dazwischen gelingen dem oesterreicher wieder einige dieser wunderbar schwebenden ruhigen songs.

schliesslich gab es noch das lang angekuendigte solo-debut von local hero schorsch hampel. ohne bagasch stellt der mann auf 'sog gscheid' die songs in den mittelpunkt und landet bei mir damit so manchen americana-getoenten volltreffer. die cd-praesentation im antons bestaetigte den positiven eindruck: statt ueberlanger akrobatischer mundharmonika-soli und blues-einerlei gab es tolle grossstaedtische songkunst und einen schorsch, der stimmungsvoll durch eine staerker persoenlich gefaerbte songauswahl fuehrte. jaja, alles veraendert sich, aber von mir aus geht das so in ordnung.
27.03.2015 das mit den blog-updates in sechs- bis achtwoechigem takt, scheint nun zur normalitaet zu werden. also gibt es auch dieses mal wieder einiges an kulturhighlights zu berichten:

los ging es mit 'chasing yesterday', dem zweiten soloalbum von noel gallagher. nach dem wirklich guten zweiten album von beady eye, der inzwischen leider aufgeloesten band seines bruders liam, hat auch noel sichtlich einen gang hochgeschaltet. 'chasing yesterday' bietet toll arrangierte songs mit einem typisch nordenglischem sound - und am besten: mit 'lock all the doors' und 'you know we can't go back' zwei absolute kracher, die mir vor augen hielten, welch bleibenden einfluss oasis seinerzeit bei mir hinterlassen haben.

claudia koreck ist mir klar als eine gute bekannt. und da ich auch mal wieder raus wollte, ging ich kurzerhand zur live-praesentation ihres neuen albums 'stadt land fluss' ins volkstheater. ob ich mit frau koreck verheiratet sein moechte, bin ich mir nicht sicher, aber das konzert war super kraftvoll, toll gespielt und vor allem leidenschaftlich gesungen. das ganze gefiel mir so gut, dass ich auch gleich die cd vor ort mitnahm und in den folgenden tagen mit bestem sound versorgt war, der seine heimat zwar im chiemhau hat, dessen roots aber klar in black america liegen.

shirley grimes fiel mir im letzten jahr als duettpartnerin des schweizer bluesers hank shizzoe auf seinem von stephan eicher produzierten album 'songsmith' auf. dank der guten dienste ihres labels endorphin konnte ich nun 'lovesongs', die neue cd der nach bern exilierten irin, geniessen. darauf gibt es hochklassige songs zu vielfaeltigsten facetten des beziehungslebens, mit einer tollen stimme, stimmungsvollen akustischen arrangements und vor allem tollen melodien zwischen folk und irischen wurzeln.

mit einiger anlaufzeit erwaermte ich mich dann auch fuer das neue steve earle album 'terraplane'. der country-rebell verarbeitet darauf das ende seiner ehe mit songwriter-kollegin allison moorer und tut das in form einer weitgehend reinen blues-platte. nun ist es mit dem blues immer so eine sache. doch earle geht das leitthema erfreulich vielseitig an und schlaegt sich mit einer rohen emotionalitaet durch die songs, die einen an ein wundes tier denken laesst.

das naechste highlight kam aus oesterreich und zwar in gestalt des ersten duo-albums von ernst molden und dem nino aus wien. in einem lesenswerten interview mit dem falter verglich molden das austropopklassiker-coveralbum 'unser oesterreich' mit bob dylans 'shadows in the night': in beiden faellen sei es darum gegangen, songs zu de-covern und auf ihren wesensgehalt zurueckzufuehren. grosse worte, aber absolut wahr. molden und nino machen jeden der zwoelf songs zu ihrem eigenen stueck und liefern u.a. mit sigi marons 'de spur von dein nokatn fuass im saund' und andre hellers 'und dann bin i ka liliputaner mehr' neu-alte instant-lieblingslieder.

nur kurz nach steve earle lieferte dann auch allison moorer ihre platte zur scheidung. der countryrock-sound von 'down to believing' erreicht zwar nicht ganz die rohe kraft von 'terraplane', doch liefert moorer die tiefergehenderen einsichten und hat mit dem album-titelsong eine wunderschoene mantraartige ballade auf lager, die so manches beziehungsproblem absolut auf den punkt trifft.

der beim letztjaehrigen best-of-mix erstmals so richtig zutage getretene trend nach gefaelligerer musikalischer nahrung scheint sich bei mir fortzusetzen: zuletzt hatte ich neu auf dem ipod spannende alben von the cribs, attwenger und moonchild sanelly, doch wenn ich dann abends im bett lag hoerte ich am liebsten 'tracker' von mark knopfler. immerhin kommt er auf der platte bisweilen fast an die stimmung eines van morrison heran, schaltet zwischendurch aber dann doch wieder auf autopilot.

attwenger haetten auch gut zu meinem ersten kinobesuch seit einer ewigkeit gepasst: die neue wolf-haas-verfilmung 'das ewige leben' war wieder einmal um klassen besser als es das buch m.e. sein duerfte und zeichnete erneut das sinistre bild einer oesterreichischen (gross?)stadt: graz. schoen ist das nicht, hat aber durchaus seinen reiz.

gelesen habe ich in den letzten wochen 'montecristo', den neuen roman von martin suter. zwar stoerte ich mich auch bei dieser mordgeschichte zum 'too big too fail' banken-komplex an suters etwas aufdringlich zur schau getragener sujetkenntnis (und an einigen arg patriotisch-schweizerisch eingefaerbten passagen). doch suter weiss wie man einen leser bei der stange haelt, gestaltet seine milieus lebendig und wird bei mir deshalb neben philippe djian (nicht nur wegen der geteilten stephan-eicher-connection) zu einem stammeintrag auf der leseliste.

passend zur musik von steve earle habe ich schliesslich noch seinen roman 'i'll never get out of this world alive' gelesen. die geschichte eines alternden junkies und engelsmachers, der durch den quasi-metaphysischen einfluss einer jungen mexikanerin auf unerwartet rechtschaffene wege geraet, zieht einen mit seiner milieuschilderung in einen bann, der gerne noch laenger dauern duerfte. ein klasse musiker und ein toller autor - was mich nur noch mehr zum fan macht.
19.02.2015 acht wochen ist das jahr bereits alt und erst jetzt komme ich zum ersten blogeintrag. dafuer verantwortlich ist weiterhin die veraenderte einteilung meiner produktivzeit, die mir fuer zerstreuungen, wie dem blogschreiben nur wenig luft laesst. doch will ich nicht lamentieren, sondern lieber zusammentragen, was das junge jahr aus meiner sicht bisher alles so an kulturellen highlights zu bieten hatte.

musikalisch startete ich mit der mir selbst zu weihachten geschenkten gesamtwerk-box von william onyeabor ins jahr. um den mann und seine wenig stichhaltige biografie hat sein label luaka bop ja inzwischen einen maechtigen marketingrummel veranstaltet, so dass ich anfangs von der tatsaechlichen musik gar nicht so sehr beeindruckt war und beim betrachten der youtube-doku zu william onyeabor schon fast an einen hoax glaubte. doch dann packte auch mich die supercoole mischung aus seventies-funk, afro-klaengen und kuriosen synthie-sounds und huepfte ich zu 'fantastic man' mit einer ausgelassenen kindermeute durchs zimmer.

das erste grosse 2015er album war dann - fuer mich bisher komplett unbekannt - olli schulz mit 'feelings aus der asche'. vielleicht ist es mein glueck, dass ich schulz nicht als tv-scherzkeks kannte, denn so konnte ich seine platte als ein toll getexteten und musikalisch traumwandlerisch umgesetzten deutschen rock mit indie-sympathien geniessen. zudem unterstrich 'feelings aus der asche' mit anklaengen an manchester-band wie elbow und i am kloot einmal mehr, dass hamburg - wo olli schulz hoerbar herkommt - deutschlands tor (bzw. hafen) zur insel ist.

auf einen richtiggehenden instant-klassiker, der mir sonst fast durch die lappen gegangen waere, wurde ich durch die guten dienste der nzz am sonntag aufmerksam: mein new yorker lieblings-singer/songwriter willie nile hat mit 'if i was a river' sein erstes piano-album aufgenommen. grosse melodien treffen sich darauf mit grossen worten und ebensogrossen gefuehlen - pure rocknroll-poesie.

weiter ging es mit benjamin clementine, dessen mischung aus piano-songs, theatralischem soul und klassik-einsprengseln ich bisher ja mehr interessant als toll fand. auf albumlaenge kommt das ganze aber super rueber und so ist 'at least for now' ein hochklassiges debut, das den sound meiner lieblingsmetropolen paris und london kongenial in sich traegt. gut gefielen mir auch mark ronson's eighties-pop-funk-suite 'uptown special' sowie das traditionelle, aber schoen wortmaechtige waterboys-album 'modern blues'. ausserdem lieferten dengue fever mit 'the deepest lake' eine gelungene weiterentwicklung ihres kamdoschanischen retro-rocknroll ab.

und dann war es auch schon zeit fuer das neue bob dylan album 'shadows in the night'. ob der 74-jaehrige dylan mit seiner kaputten stimme wirklich der richtige fuer eine jazzstandards-platte ist, machte mich schon etwas skeptisch. doch siehe da, der mann gibt sich richtig muehe und schmiedet aus sixties-naeseln, seventies-crooning und nullerjahre-heiserkeit eine beruehrende 'neue' stimme, die zusammen mit den leise-atmosphaerischen bandarrangements 'shadows in the nights' zu einem wehmuetig-zaertlichen favoriten fuer die blaue stunde macht.

weniger lauschig, aber auch sehr gut ist 'let it reign', das neue album von carl barat. der libertines-mann folgt dabei dem vorbild der kaiser chiefs vom letzten jahr, mit haerteren gitarren neuen drive zu entwickeln. da barat beim songwriting weiterhin auf hochkompetente partner setzt und auch bei der darbietung mit ganzem herz dabei ist, ist ein makelloses rockalbum herausgekommen, das den einstieg in ein super-libertines-jahr darstellen koennte: pete doherty hat mit dem stimmungsvollen amy-winehouse-tribute 'flags of the old regime' bereits einen vorgeschmack auf ein neues soloalbum veroffentlicht und dann soll ja auch noch die dritte libs-lp in diesem jahr erscheinen...

weitere tolle aktuelle platten runden den guten jahreseinstieg ab: rhiannon giddens muenzt auf 'tomorrow is my turn' das bei den carolina chocolate drops und new basement tapes aufgenommene momentum in ein hochklassiges und wirklich schoenes americana-roots-album um. das zwillingsschwestern-duo ibeyi findet auf ihrem debut eine spannende mitte zwischen kuba (die roots), paris (da leben sie und schnuppern den vibe) und london (wo das album von richard russel produziert wurde, der damit seine mit alben fuer gil scott-heron, bobby womack und damon albarn begonnene reihe fortsetzt). 'italiens amy winehouse' nina zilli kehrt auf album nummer drei 'frasi&fumo' wieder mehr in die retro-ecke zurueck, bewahrt aber das mit dem zweiten, moderneren album gewonnene selbstbewusstsein.

daneben hat mich der 70. geburtstag von bob marley auf einige diskografische erkundungen geschickt: neben dem unter dem namen 'uprising live' ende letzten jahres veroeffentlichten rockpalast-konzerts von 1980 (hatte ich lange jahre als vhs-mitschnitt) sind das auch das neue, sehr gut klingende und gespielte live-album 'easy skanking in boston 78' sowie die sehr solide bob-marley-biografie von chris salewicz. ich glaube, dieses thema wird mich dieses jahr noch laenger beschaeftigen...

das konzertjahr eroeffnete sehr frueh mit dem auftritt von molden/resetarits/soyka/wirth. ein schoenes konzert, das allerdings recht wenig willi und noch weniger kurt enthielt, so dass ich den molden-auftritt vom letzten sommer fast etwas besser fand. aber ganz klar ist der ernst einer der ganz guten, von dem auch in diesem jahr noch viel zu erwarten ist.

literarisch machte ich mich quasi 'post-charlie' an michel houellebecq's neues werk 'unterwerfung'. mir war es ein bisschen arg thesenroman und zwischendurch gibt es ganz schoen viel ungefiltertes rechtes denken zu hoeren. doch als ganzes kann man das buch wirklich nicht als islamfeindlich bezeichnen, schon eher als kritisch gegenueber einem geistig-politisch erlahmenden westen. kuehn ist houellebecqs szenario vom islam als neuer sinnstiftung fuer den alten kontinent auf jeden fall und bei der beschreibung dekadenter maennlicher protagonisten macht dem franzosen weiterhin keiner etwas vor. 'unterwerfung' laesst den leser nachdenken, ohne ihm endgueltige schluesse nahezulegen und ist damit eine faszinierend ambivalente lektuere.
28.12.2014 hinter mir liegt ein rundum gelungenes jahr: viele schoene erinnerungen in der familie, eine reihe spannender reisen, durchgaengig gute musik, konzerte und buecher und auch beruflich lief weiterhin alles nach plan.

so gesehen hoffe ich - und wuensche ich mir -, dass 2015 im grossen und ganzen alles so weitergeht wie gehabt. das kann man natuerlich nie so absehen, aber zumindest im kulturellen bereich sind die signale durchaus positiv: bereits fuer den jahresanfang sind neue platten u.a. von den waterboys, bob dylan, rhiannon giddens und steve earle angekuendigt sowie neue buecher von michel houellebecq, martin suter, kazuo ishiguro und dave eggers. auch der nebenstehende konzertkalender ist schon gut gefuellt.

kurz und knapp wuensche ich damit uns allen einen guten start ins neue jahr, gesundheit, glueck und viele schoene erlebnisse, die auf uns warten moegen.


22.12.2014 noch ein roundup: ein salzburg-trip bescherte nicht nur viel schoenes zu sehen, essen und trinken, sondern auch lust auf mehr: zum einen auf die ernst molden-werkschau 'regn in wien', die auch fuer mir als langjaehrigen molden-aficionado noch einige ungehoerte perlen bereithielt und ansonsten unterstrich, auf welch grossartigem niveau der mann aus wien in den letzten jahren seine songkunst betrieb. als salzburg-nachlese gab es zudem 'silentium' von wolf haas, mein erster in buchform konsumierter brenner-krimi. naja, ein riesen haas-fan werde ich nicht, aber es war ganz lustig, die ehrwuerdige salzburger kulisse in dem sinistren krimi-plot noch einmal revue passieren zu lassen. als naechstes folgte quasi als vor-weihnachtsueberraschung - und wohl als letzte hochkaraetige album-neuerscheinung des jahres - das comeback des lange jahre verschollenen soul-ausnahmekuenstlers d'angelo. beeinflusst durch die ereignisse in ferguson und anderswo erschien 'black messiah' nun frueher als geplant und ueberzeugte mit vertracktem, sehr schwarzen und auch emotional wie politisch sehr engagierten soulfunk. interessanterweise haben aktuelle politische tumulte auch eine andere verschollene soul-lichtgestalt der neunziger jahre wieder auf den plan gerufen: lauryn hill veroeffentlichte via soundcloud mit 'black rage' ihren besten song seit mehr als eine dekade. gerne mehr davon im neuen jahr.

und dann ist es auch schon zeit fuer die weihnachtsalben des jahres. als da waeren: seelenvolle inbrunst von den blind boys of alabama & taj mahal auf 'talkin' christmas!', big-band-retro-charme von seth macfarlane (und gastsaengerin norah jones) auf 'holiday for swing!', der gelungene sampler 'an americana christmas' mit einer tollen alt-neu-mischung u.a. mit valerie june, neil young und the band, sowie die blaxploitation-italo-retro-versionen amerikanischer weihnachtsklassiker auf 'molto groovy christmas' von roman coppola & alessandro casella. die irische, der hochkultur nicht abgeneigte saengerin caitriona o'leary versammelte auf ihren interpretationen der 'wexford carols' gleich eine reiher meiner jahres-favorites: joe henry produzierte und rosanne cash und rhiannon giddens wirken als gaeste mit. schliesslich gab es ueberraschend noch einen kostenlosen download von ernst molden: 'mim griskind wos rauchn', auf die melodie von 'happy x-mas (war is over)' und fuer mich das weihnachtslied des jahres.



somit war eigentlich alles fuer weihnachten bereit - wenn mich nicht noch eines gewurmt haette: mein 2014-lieblingssongmix war mir zwar recht gut, aber doch ein bisschen eintoenig geraten. schliesslich gab es dieses jahr nicht nur rock- und pop-mainstream, sondern auch viel guten reggae, elektronik, indie und auch weltmusik. also habe ich zum ersten mal - und zu meiner zufriedenheit - einen teil 2 meiner songs des jahres zusammengestellt:



17.12.2014 auch mein drittes selbststaendigkeits-jahr liegt nun bald erfolgreich hinter mir. dabei war das jahr zunaechst von einer reihe von ernuechterungen gepraegt, die sich mit der zeit als durchaus wohltuend erwiesen:

zum einen hatte mich zum jahreseinstieg eine reihe von buechern und artikeln daran erinnert, dass ich mich beruflich in einem hochsensiblen feld bewege. kein zweifel, auf das konto von internet und mobilfunktechnologie gehen zugewinne bei wissensvermittlung, unterhaltung und bequemlichkeit, die man nicht missen moechte. doch lassen sich u.a. bei den durch den onlinehandel ausgeloesten verdraengungstendenzen und beim vordringen von vernetzter technologie in bereiche des koerpers und der privatsphaere tendenzen absehen, die unfreundliche zukunftsvisionen aufkommen lassen. hier wurde ich dieses jahr daran erinnert, wachsamer zu sein, um nicht selbst durch meine journalistische arbeit ungewollten entwicklungen vorschub zu leisten.

ernuechterung nummer zwei bezieht sich auf meine erkenntnis vom letzten jahr, wonach fuer mich als journalisten relevanz die alles entscheidende waehrung ist. nicht, dass ich mich nicht weiterhin um hoechste relevanz bemuehen wuerde - und wie ich finde, in den zurueckliegenden monaten auch viele sehr gelungene stuecke geschrieben habe: doch gibt es keinen automatismus, der die monetarisierung fachlicher kompetenz garantiert und gilt es fuer das wirtschaftliche wohlergehen, hin und wieder auch ganz pragmatisch zu agieren.

noch staerker trifft dieser oekonomische realismus schliesslich auf meine absicht zu, fachjournalismus mit schoengeistig-kulturellen arbeiten auszubalancieren. die veroeffentlichung meines 'muenchen modern'-bildbands war mir ein persoenliches anliegen, aber auch ein bewusst in kauf genommenes finanzielles verlustgeschaeft. angesichts der hohen stellung von familie und freizeit in meiner prioritaetenordnung werde ich solche projekte kuenftig nur noch bei entsprechender gegenfinanzierung in angriff nehmen. aber das ist eine bewusste abwaegung und als solche durchaus okay fuer mich.

neben diesen kurskorrekturen verlief 2014 in beruflicher hinsicht fuer mich ausgesprochen erfolgreich. weiterhin kann ich gut von meiner journalistischen arbeit leben und kann es mir sogar leisten, gut auszuwaehlen, welche auftraege ich annehme. so habe ich im letzten jahr wieder woechentlich spannende beitraege uber den digitalen wandel der buchbranche fuer exciting commerce geschrieben. fuer channelpartner habe ich erneut detailliert ueber die herausforderungen berichtet, denen sich retail und onlinehandel im elektronikbereich gegenuebersehen - und konnte mich ueber spannendere interviewpartner als je zuvor freuen. fuer location insider habe ich im rahmen meiner serie 'local heroes' - aber auch darueber hinaus - wege aufzuzeigen versucht, wie sich mit einer intelligenten mischung von online und stationaer eine zukunft fuer den klassischen einzelhandel denken laesst. mit internet world business und dem oesterreichischen elektrojournal freute ich mich zudem 2014 auch ueber zwei neue, spannende auftraggeber.

mit der beschriebenen auftraggeberkostellation geht es auch ins neue jahr, weshalb ich mich auf eine erfolgreiche fortsetzung meiner freiberuflichen journalistischen taetigkeit freue. als juror fuer den 'best in ecommerce'-award der channelpartner sowie mit den neuen podcast-formaten von exciting commerce erwarten mich eine reihe neuer herausforderungen. zudem gibt es die begruendete hoffnung, dass ich 2015 die chance zum verfassen eines weiteren fachbuchs erhalten werde. alles in allem gute aussichten - und eine schoene bestaetigung dafuer, dass die selbststaendigkeit fuer mich der absolut richtige weg ist.