2010

21.12.2010 rip remmy ongala wie ich gesehen habe, ist vor einer woche in tansania remmy ongala, musiklegende aus ostafrika, gestorben. nachdem mir peter gabriels 'passion' die ohren fuer aussereuropaeische musik geoeffnet hatte, kaufte ich mir von ongala ende 1989 das auf gabriels realworld-label erschienene 'songs for the poor man' - nicht nur mein erstes album mit afrikanischer musik, sondern auch fuer mich ein (nicht nur musikalischer) wegweiser. zusammen mit seinem orchestre super matimila spielte ongala einen typisch zentralafrikanischen, stark von kongolesischer rumba gepraegten sound, der jedoch durch die charismatische stimme und die sozial engagierten texte einen ganz eigenen touch erhielt. songs, die regelmaessig deutlich ueber die fuenf-minuten-marke hinausgingen, verwandelten sich in hypnotische gitarren-jams. 1991 folgte auf realworld das live-album 'mambo', danach erschienen im westen leider keine weiteren aufnahmen von ongala. wie ich nun erfahre, war der saenger und gitarrist bereits seit mehreren jahren schwer zucker- und parkinson-krank. nachdem er sich zuletzt afrikanischer gospel-musik zugewandt hatte, starb ongala nun im alter von 63 jahren.

20.12.2010 roundup zum jahresende nachdem es so schien, als haette sich das musikjahr ueberraschend frueh ausgepowert, sind in den letzten wochen doch noch einige interessante veroffentlichungen erschienen bzw. leicht verspaetet bei mir gelandet. zunaechst waren da kanye west und sein einfallsreiches, stilsicheres und wirklich spektakulaeres 'my beautiful dark twisted fantasy' - das rap-album des jahres - und weniger revolutionaer, aber dafuer sehr eingaengig: 'pink friday' von nicki minaj. fast verpasst haette ich den innovativen afro-soul-funk von bibi tanga & the selenites auf 'dunya' sowie 'the lamp sessions' eine auslese der in diesem jahr erschienenen, erfrischend pop-punkigen download-singles der bromheads (ehemals bromheads jacket). anstelle eines albums gab es dieses jahr an neuigkeiten aus dem hause akvarium nur den neuen track 'secret uzbek', dennoch ein wunderschoenes, episch-geheimnisvolles lied. ebenfalls leider noch immer kein album veroeffentlichte die englische indiefolk-chanteuse josephine, dafuer die gelungene ep 'a freak a'. ein paar neuigkeiten gab es auch aus richtung aethiopien: transglobal underground-gruender nick page aka dubulah veroffentlichte mit 'dub will tear us apart' das sehr gelungene zweite album seines fusion-projekts dub colossus, waehrend sich die folk-saengerin etenesh wassie und der franzoesische freejazz-basser mathieu sourisseau auf 'belo belo' duellierten. mit dem live-album 'mesgana ethiopia' meldete sich schliesslich gigi, die stilpraegende ethiopische saengerin der letzten jahre, zurueck. ihr ehemann und producer-svengali bill laswell praesentierte unterdessen gleich zwei releases seines neuen projekts method of defiance: 'jahbulon' bietet eine eingaengige ragga-hiphop fusion, 'incunabula' dubbige instrumentalstuecke zwischen jazz, ambience und funk. das diesjaehrige the coral album 'butterfly house' fand ich voll in ordnung, nur war ich mit dem arrangement nicht so richtig glucklich - mit der nun erschienen akustik-version dafuer umso mehr. aktuell haben schliesslich javier limon mit der flamenco-compilation 'mujeres de agua' und the wudos band, ein mashup aus stuecken der budos band und des wu-tang clan (download hier) den weg auf meinen ipod gefunden.

17.12.2010 rip blake edwards der tod des legendaeren komoedienregisseurs blade edwards im alter von 88 jahren beweist einmal mehr, wie wenig wahres an dem alten spruch 'only the good die young' ist (ich bin desuebrigen auch eindeutig fuer robbie williams 'i hope i'm old before i die' als fuer das 'i hope i die gefore i get old' von the who). auf jeden fall denke ich blake edwards zu ehren gerne an klassiker wie 'breakfast at tiffanys', 'der rosarote panther' und 'the party', die auch zu meinen lieblingsfilme zaehlen. und nicht zu vergessen sind auch edwards' grandios lustige 80er jahre-werke 'blind date', 'skin deep' und 'switch'. grund genug, heute abend mal den weg in den dvd-laden zu finden - falls es das schneechaos zulaesst.

11.12.2010 10 fuer 2011 und noch ein jaehrliches ritual: meine zehn newcomer-tipps fuer das naechste jahr. grosse musikalische umwaelzungen sind nicht zu erwarten, ich musste ganz schoen nach zehn wirklich guten neuen acts suchen. 80s-sounds und indie duerften 'in' bleiben, neu werden die song-orientierten 'postdubstep'-tracks sein. wer mag kann sich meinen mix gerne bei mixcloud anhoeren:



09.12.2010 best of 2010/5 und zum abschluss: die filme des jahres:













1. gainsbourg - vie heroique
2. die fremde
3. an education
4. crazy heart
5. the american
6. a serious man
7. sherlock holmes
8. somewhere
9. exit through the gift shop
10. rueckkehr ans meer

08.12.2010 best of 2010/4 heute als liste des tages: meine buecher des jahres:














1. 'freedom' von jonathan franzen: ebenso unterhaltsame wie aufschlussreiche postmoderne familiensaga aus dem amerika der nuller-jahre
2. 'the slap' von christos tsiolkas: spannend-ironische abrechnung mit den lebensentwuerfen mittelstaendischer vorstaedter
3. 'burnt shadows' von kamila shamnie: zeitueberspannende familiengeschichte und nachkriegshistorie aus fernoestlicher perspektive
4. 'brooklyn' von colm toibin: feinfuehliges und stimmungsvolles auswandererdrama
5. 'the book of salt' von monique truong: die geschichte des kochs von gertrude stein und alice b. toklas als sittengemaelde der lost generation
6. 'resident alien' von rian malan: kontroverse, aber immer spannende essays aus dem neuen suedafrika
7. 'juliet naked' von nick hornby: humorvolles 'was waere wenn' aus der welt fanatischer musikfans
8. 'let the great world spin' von colum mccann: philippe petits skywalk als kulminationspunkt amerikanischer seventies-charaktere
9. 'stadt der engel' von christa wolf: interessantes nach-wende-panorama aus dem schriftsteller-biotop
10. 'dreizehn stunden' von deon meyer: spannender suedafrika-krimi rechtzeitig zur fussball-wm

07.12.2010 best of 2010/3 hier kommt die koenigsklasse - die alben des jahres:









1. janelle monae - the archandroid
2. jakob dylan - women and country
3. joanna newsom - have one on me
4. i am kloot - sky at night
5. arcade fire - the suburbs
6. gil scott-heron - i'm new here
7. ikonika - contact, want, love, have
8. carl barat - carl barat
9. andreya triana - lost where i belong
10. good shoes - no hope, no future

06.12.2010 best of 2010/2 weiter gehts mit den besten konzerten des jahres - diesesmal nur eine top5, weil ich zum einen in diesem jahr ein bisschen weniger auf konzerten war und ich zum anderen auch nur selten so richtig begeistert war. die frage 'lags an mir oder an der musik' werde ich weiter zu beantworten versuchen, hier einstweilen die highlights des jahres:

1. bob dylan (tips arena, linz)
2. i am kloot (backstage)
3. nas & damian marley (tollwood)
4. plan b (freiheiz)
5. yeasayer (59to1)


05.12.2010 best of 2010/1 wie jedes jahr hier wieder meine top-listen des jahres. los gehts mit den songs des jahres, dieses mal auf dem sympathischen webservice mixcloud:



22.11.2010 konzert - plan b manchmal staunt man, was es auf dieser welt alles gibt: huebsche maedels, die sich bei naeherem hinschauen als total oberflaechlich entpuppen; banker in nadelstreifen, die alles koennen ausser mit geld umzugehen; und ben drew, einen pummeligen, etwas nach skin aussehenden londoner, der als plan b aber offensichtlich die musikalische seele von smokey robinson, curtis mayfield und junior murvin geerbt hat. allein diese optisch/akustische sensation macht aus dem muenchen-auftritt von plan b im freiheiz (sehr angenehme location!) bereits ein gewonnenes spiel, zudem die begleitband die songs des erfolgsalbums 'the defamation of strickland banks' mit viel spielfreude und dampf auf die buehne bringt. der hammer ist dann die zugabe, als aus einem eher faden oldie-medley durch einen genialen beatbox-mann ein heisser dubstep-set wird und es zum abschluss ein starkstromgeladenes 'stay too long' gibt - inklusive einer portion buehnen-aggro, die plan b dann wieder ganz klischeemaessig auch bestens drauf hat.

21.11.2010 jonathan franzen - freedom nach einigen anfangsschwierigkeiten habe ich mit zunehmendem vergnuegen nun jonathan franzens vielgelobten bestseller fertig gelesen. tatsaechlich ist 'freedom' bereits auf der inhaltlichen ebene ein hochunterhaltsames, anregendes, ironisches, aber auch menschlich warmes buch ueber eine amerikanische mittelklasse-familie am rande des nervenzusammenbruchs. gleichzeitig umkreist franzen auf der darunterliegenden ebene freiheitsansprueche - persoenliche, politische wie auch universelle - mit all ihrem kreativen wie destruktiven potenzial und schafft so einen subtext, der 'freedom' im 'land der freiheit' mindestens den status einer 'major american novel' sichert.

bruce springsteen - the promise historischer revisionismus par excellence: auf einmal wird der kanon klassischer springsteen-alben der 70er um eine doppel-lp mit zuvor unveroeffentlichten material ergaenzt. und zufaelligerweise toent dieses aehnlich opulent und romantisch wie die beiden letzten springsteen-alben 'magic' und 'working on a dream'. doch gibt es fuer mich daran ueberhaupt nichts zu maekeln, da mir die rock'n'roll-romantik des 'boss', seine vorliebe fuer die 'teenage symphonies' der fifties und der spektakulaer gute barband-sound der fruehen e-street-band schon immer sehr gut gefallen haben. und schliesslich kommen hier essenzielle springsteen-songs wie 'because the night', 'fire', der 'factory'-prototyp 'come on (let's go tonight)' oder 'the promise' nicht nur erstmals im original, sondern auch in exzellent klingender klangqualitaet zu gehoer.

08.11.2010 konzert - paul smith soloalben sind immer so eine sache: da gibt es zum beispiel leute wie jon bon jovi, der bis heute zwei soloplatten veroffentlicht hat, die aber wahrscheinlich nur hardcore-fans von seinen bandalben unterscheiden koennen - die frage 'wozu das ganze?' liegt dann nahe. auf der anderen seite gibt es faelle wie den von dennis wilson: keiner haette darauf gewettet, das der teenieschwarm hinter dem beachboys-schlagzeug musikalisch selbst etwas auf dem kasten hat, bis er mit seinem soloalbum 'pacific ocean blue' eine ganz eigene, so nicht bekannte stimme zeigte. wie sein album 'margins' schon andeutete und der auftritt im 59to1 (auch wenn ich unpaesslicherweise das letzte drittel verpasste...) nun bestaetigte, zaehlt ueberraschenderweise auch maximo park-saenger paul smith eher zu letzterer kategorie. kennt man ihn aus seinem 'dayjob' als den lustigen mann im anzug, der in nahezu manischer weise grossartige, romantisch-ironische songs wie 'going missing', 'our velocity' oder 'the kids are sick again' ins mikro bellt, zeigte er nun eine ganz andere seite. okay, den einzigartigen schmelz in der stimme hat er zum glueck behalten, aber daneben praesentierte sich smith als ueberraschend versierter und einfuehlsamer gitarrist mit einer vorliebe fuer introspektive, artschool-maessige songs (und sehr sympathischen 'deutsch fuer anfaenger'-ansagen). klar, auf eigene faust haette er mit diesem oeuvre wohl nicht den gleichen erfolg gehabt wie mit maximo park. doch ist schoen zu sehen, dass der mann seine ganz eigene tonlage besitzt und - mit einem bisschen weiterer verfeinerung - sich bald auch damit seinen eigenen anhang erobern duerfte.

06.11.2010 mein lieblingsalbum der woche ist 'the innocent ones' von willie nile. mit seinem 2006er album 'the streets of new york' landete nile nicht nur bei mir einen volltreffer, sondern feierte auch so etwas wie seine kuenstlerische wiedergeburt. fast jedes jahr gab es seitdem neues zu hoeren und mit mittlerweile 62 jahren ist der new yorker rock-poet agiler und lebendiger als je zuvor. 'the innocent ones' ist nun das direkteste seiner neuen alben, es umarmt einen mit seinem grossen rock'n'roll-herz, begeistert mit jeder menge power und schlaegt einen in den bann seiner drei-akkorde-poesie. genau so muss rock klingen. +++ ebenfalls ein alter hase in blendener form ist billy falcon. sein neues album 'when' hat er sich durch vorauszahlungen seiner fans finanziert - auch ich war mit ein paar dollars dabei - und ihnen einen hochattraktiven return on invest geschenkt: satter, gelassener, bodenstaendiger roots rock. +++ nicht ganz der erhoffte ueberflieger ist daniel lanois neues projekt black dub. dennoch bietet das kollektiv mit der grossartigen, 22jaehrigen trixie whitley am mikrofon auf seinen selbstbetitelten debut eine reihe toller songs und einen sound, der irgendwo zwischen u2, joss stone, jimi hendrix, new orleans und lee 'scratch' perry liegt. +++ and now to something completely different: das stilpraegende londoner label hyperdub zollt den wurzeln, die dubstep in der britischen mc-kultur hat, mit einem album des grime-producers terror danjah tribut. dieser revanchiert sich dafuer auf 'undeniable' mit einem extrem abgespeckten, hyperdub-konpatiblen grossstadtsound - einmal mehr musik fuer die naechtliche tramfahrt nach hause.

03.11.2010 gainsbourg - vie heroique in deutschland heisst der film ueber das leben der franzoesischen pop-ikone 'gainsbourg - der mann, den die frauen liebten' - nicht falsch, aber deutlich weniger nah an der intention von regisseur joann sfar als der originaltitel. denn die saengerbiographie ist nichts anderes als ein heldenepos. im vergleich zu der von mir vor ein paar monaten gelesenen gainsbourg-biographie nimmt es sfar mit den fakten nicht so ernst, schafft aber ein bild, das die vielen facetten im leben des mannes beeindruckend einfaengt: die kindheit als jude im nazi-besetzten frankreich, die selbstfindung als junger chansonnier, die affaere mit brigitte bardot, die ehe mit jane birkin und dazu viel alkohol, zigaretten und noch einmal zigaretten. man koennte lamentieren, dass sfar zu viel zeit auf das heranwachsen des musikstars verschwendet und gerade die spaeteren jahre recht gedraengt abgehandelt werden. doch ist das alles unwichtig angesichts eines films, der es schafft, so viele von gainsbourg (musikalischen) schluesselmomenten auf so grossartige weise fuer das kino erfahrbar zu machen.

01.11.2010 konzert - i am kloot selbst wenn es musikalisch nicht so toll gewesen waere, haette ich das muenchen-konzert von i am kloot schon wegen saenger john bramwell mit grosser zufriedenheit verlassen: der bandchef liess es sich nehmen, auf unwiderstehliche weise dem publikum mit einer flasche augustiner hell zuzuprosten (was belegt, dass bramwell ein kenner sein muss - denn im backstage selbst gibt es ja bekanntlich aus dem augustiner-portfolio nur das edelstoff...). doch auch musikalisch war der abend ein echtes highlight: zu hoeren gab es einen grossteil des aktuellen albums 'sky at night' sowie eine ganze reihe weiterer hervorragender alter klassiker. je nach bedarf wurde zwischen der um einen gitarristen, keyboarder und saxofonspieler erweiterten grossen ausgabe von i am kloot, dem kern-trio oder auch bramwell solo variiert, die qualitaet der musikalischen beitraege blieb jedoch immer hochklassig - wozu an vorderster stelle die leidenschaftliche, einfuehlsame und auch humorvolle performance des bandleaders beitrug.

31.10.2010 roundup manchmal muss man gar nicht allzu viel machen, um trotzdem fuer ein begeisterndes ergebnis zu sorgen: bryan ferry praesentiert auf seiner neuen solo-platte 'olympia' den gleichen schwelgerisch-verfuehrerischen edel-rocksound wie ende der 70er mit roxy music (und auf seinen ersten solo-alben) und ueberzeugt damit auf ganzer linie: 'my oh my' schimmert mit dunklen toenen und der 'song to the siren' ist schoenklang pur. +++ waehrend seine brueder weiterhin ihren versoffen-chaotischen country-folk pflegen, hat sich simon felice mit seiner band the duke and the king zu neuen ufern weiterbewegt. sein folk trifft nun auf soulige und gelegentlich sogar funkige toene. tolle songs und hochklassige leistungen an instrumenten und gesang machen 'long live the duke and the king' zu einem echten volltreffer. +++ die in paris aufgewachsene nigerianerin asa bietet auch auf ihrem neuen album 'beautiful imperfection' eine gekonnte mischung aus pop, soul und einem reizvoll laidback gestalteten, afrikanisch gefaerbten gesang. zwar gibt es nicht immer so viel dampf wie bei asa's durchbruch-hit 'fire on the mountain', doch gibt es mit songs wie 'be my man', 'ok ok' und 'baby gone' viele hochkaraeter.

27.10.2010 konzert - spider murphy gang da ich ja bekanntlich zu konzerten nur seltenst nein sagen kann, ging es mit schwiegerpapa in die olympiahalle zum status quo konzert mit vorgruppe spider murphy gang. die wiesn mit ihren 'sperrbezirk'-mitgroelorgien ist ja noch nicht allzu lange her, weshalb man der spider murphy gang durchaus mit ambivalenten gefuehlen entgegensehen konnte. doch der support-gig - die spider murphy gang hatte in der olympiahalle zuletzt 1982 gespielt - war genial: der rock'n'roll-motor der band lief ab dem ersten ton, klang aber deutlich druckvoller als zuletzt im oldie-radio. gespielt wurden natuerlich die grossen hits der band, es kamen aber auch weniger bekannte titel zu gehoer. ein erster hoehepunkt war eine auf geschaetzte 10 minuten ausgedehnte version von 'schickeria', die alles hatte, was die stadt muenchen ausmacht: lebenslust, arroganz und leopoldstrassen-chic. danach kam ein akkordeon-gefaerbtes 'sommer in der stadt', ein erfreulich ndw-lastiges 'skandal im sperrbezirk' und die verschmitzte zugabe 'herzklopfen'. fazit: an diesem abend war die spider murphy gang fuer mich keine bayrischen bauernband, sondern der beste sound der stadt.

19.10.2010 carl barat - threepenny memoir ok, ich gebe zu, ich bin ein fanboy - warum sonst kauft man sich die memoiren eines erst 32-jaehrigen? wie absehbar ueberzeugt auch das 'threepenny memoir' von libertines co-chef carl barat nicht gerade mit weltbewegenden einsichten und literarischen hoehenfluegen. und doch bereitete mir das buch grosses lesevergnuegen - nicht nur, weil es exklusive innenansichten in den aufstieg und fall meiner lieblingsband der letzten jahre bietet, sondern auch weil sich carl in dem buch recht schonungslos selbstentbloesst. das fuehrt zunaechst zu einer reihe von komischen momenten - manche naiv-unfreiwillig, andere dagegen spinal-tap-wuerdige rock-anekdoten. aber vor allem erfaehrt der leser von den unsicherheiten des in recht bescheidenen verhaeltnissen gross gewordenen trennungskinds, seiner fruehen affinitaet zu alkohol und anderen substanzen, der einseitigen loyalitaet in der freundschaft zu pete doherty und der durch masslosen kokainkonsum beschleunigten implosion von barats nach-libertines-band dirty pretty things. am spannendsten fuer mich war jedoch, wie carl innerhalb des gesamten ihn umgebenden chaos stets versucht, die dinge zusammenzuhalten, verantwortung zu uebernehmen und sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen. und so ist es auch sympathisch, dass das buch mit einem protagonisten endet, der sein glueck in einer mitte zwischen moderatem konsum, dem neustart in die solo-karriere und der vorbereitung aufs familienleben findet. schliesslich geht es uns doch allen langsam so...

17.10.2010 musik roundup so gelungen auch die zusammenarbeit von nick hornby und ben folds ist, waere mein erster tipp fuer eine vertonung der songtexte des britischen erfolgsautors ja eigentlich badly drawn boy gewesen. der hatte einst den soundtrack zur verfilmung des hornby-romans 'about a boy' geliefert und dabei kongenial den warmen, humorvoll-sensiblen ton des schriftstellers getroffen. egal, mit 'that's what i'm thinking, part 1: photographing snowflakes' hat badly drawn boy auch so ein hervorragendes, stimmungsvolles und angenehm britisch-herbstliches pop-album veroffentlicht. +++ vor zehn jahren fiel das meeting westafrkikanischer und kubanischer musikgroessen aus, ersatzhalber wurde daraus der buena vista social club. nun gibt es mit afrocubism endlich das geplante gipfeltreffen, bei dem sich vor allem die beteiligten afrikanischen musiker mit exzellenten songs und beitraegen hervortun - allen voran die malische gitarrenlegende djelimady tounkara. +++ ebenfalls ein gipfeltreffen ist magnetic man, die erste 'dubstep supergroup', bestehend aus den producern skream, benga und artwork. im prinzip halten sich die drei dabei an das in diesem jahr schon oefter vorexerzierte dubstep alben-format von vocal-tracks, bass-bangern und atmosphaerischen tracks, schaffen es aber tatsaechlich alles noch ein stueckchen fetter klingen zu lassen. +++ den entgegengesetzten weg geht maximo park-saenger paul smith auf seinem ersten soloalbum 'margins'. die gitarrenbasierten songs sind meist sparsamer und zurueckhaltender als bei seinen hauptarbeitgebern. auch wenn das manchmal etwas sperrig klingt, sorgen smiths stimme und gekonnte lyrics fuer so manchen stimmungsvollen hoehepunkt. +++ understatement ist auch eine schluesseltugend auf 'north', dem debutalbum des elektro-kollektivs darkstar. das stiletikett post-dubstep steht in diesem fall fuer melancholisch-reduzierten synthipop, der beim ersten hoeren nur wenig spektakulaer klingt. doch darkstar bleiben ihrer plattenfirma hyperdub treu und evozieren eine aehnlich troestend-traurige stimmung wie label-aushaengeschild burial und erzeugen beim hoerer so eine zunehmende sogwirkung.

07.10.2010 carl barat - carl barat the times they are a-changin': nachdem lange zeit pete doherty mein lieblings-libertine war, hat ihm sein kollege carl barat diesen rang bei mir seit einiger zeit abgelaufen. waehrend bei doherty anspruch und realitaet immer mehr auseinanderliefen, ueberzeugte carl mit konstanter arbeit und leidenschaftlicher musik. das gilt auch fuer sein erstes, selbstbetiteltes soloalbum: wie bei den libertines und dirty pretty things praegen londoner lokalkolorit, bohemien-romantik und ein augepraegtes rocker-herz die songs. doch ist auch carl nicht juenger geworden und praesentiert sich deshalb oefters als croonender chansonnier, raesonierender jung-veteran und zuletzt gelaeuterter, werdender vater. warum auch nicht? schliesslich geht auch bei einem selbst das leben voran und es ist schoen, wenn einen die musik, die man hoert, dabei begleitet. und da muss pete erst einmal mithalten...

03.10.2010 eine andere wiesn seit jahren spuere ich beim thema oktoberfest eine wachsende ambivalenz. so schoen der mittaegliche besuch fuer das obligatorische '1 hendl + 1 mass' ist, so unwohl fuehle ich mich beim betreten eines bierzelts: zu viele menschen, zu viel aggressivitaet und eine musik-beschallung mit mitgroehl-schlagern der uebelsten sorte. doch was soll man machen? fuer einen muenchner gehoert die wiesn nun einmal dazu, also gilt es auf die erste mass und deren alles-rosarot-machende wirkung zu hoffen. nur klappt das nicht immer - wie zum beispiel in diesem jahr. also ging es raus aus der braeurosl und ersatzweise ins herzkasperl-zelt der historischen wiesn. und, ueberraschung!, dort war es ueberhaupt nicht langweilig und spiessig. stattdessen gab es ein gut gefuelltes (aber eben nicht ueberfuelltes) bierzelt, sympathisch angetrunkene (statt koma-saufende) gaeste aus aller welt und vor allem richtig gute musik, die - wie ich inzwischen herausfinden konnte - von der mir zuvor gaenzlich unbekannten russischen klezmer-ska-funk-band nayekhovichi stammte. natuerlich ist auch die historische wiesn nicht der himmel auf erden und war es dort am letzten wochenende dann ebenfalls uebervoll - doch warum die einmalige ausnahme nicht zur regelmaessigen 'alternativen wiesn' machen? denn dann koennte man kuenftig auch wieser im wiesn-zelt seinen spass haben, ohne sich vorher den verstand wegtrinken zu muessen.

02.10.2010 ben folds & nick hornby - lonely avenue literatur-pop spaetestens seit 'high fidelity' wird nick hornby ja gerne mit dem etwas ambivalenten attribut 'pop-literat' belegt. nun hat der schriftsteller den spiess umgedreht und zusammen mit dem us-musiker ben folds ein rundum gelungenes stueck literatur-pop vorgelegt. vor allem in der etwas teureren bus-plus-cd version uberzeugt das werk: das album 'lonely avenue' bietet gelungene musikalische umsetzungen zu 11 hornby-texten, die mal einfuehlsam und melancholisch, mal laut und ironisch daherkommen. dazu gibt es dann vier, zum teil unveroeffentlichte kurzgeschichten des autors, die mit ihrem witz auch einen bekennenden kurzgeschichten-skeptiker wie mich begeistern koennen. 'lonely avenue' ist vielleicht weder revolutionaer noch revoluzzerhaft, doch bietet das buch/cd-package wunderbar menschliche kost fuer herz und zwerchfell.

30.09.2010 tricky - mixed race ich war nie ein besonders grosser fan von tricky. ich mochte - nicht zuletzt wegen des sehr gelungenen covers - sein album 'blowback' und verfolgte den rest seines tuns bisher mit mal mehr und mal weniger interesse. doch 'mixed race' gefaellt mir nun ausgesprochen gut: mit zehn kurzen tracks, die trocken und sparam produziert schnell auf den punkt kommen, koennte man die platte leicht fuer ein minderes werk halten. doch wird belohnt, wer genauer hinhoert: hiphop, rock, soul, aber auch wave, dub und exotische klaenge definieren den klangkosmos, der adaequat den (britischen) grossstadtdschungel einfaengt.

25.09.2010 african revolution die fussball-wm in suedafrika hat kwaito, dem house-rap-hybrid vom kap, neue aufmerksamkeit beschert. daraus versucht nun der mc/producer spoek mathambo mit seinem in uk veroffentlichten album 'mshini wam' profit zu ziehen. und tatsaechlich praesentiert sich mathambos kwaito als breitgefaecherter rap-sound, der unter anderem oldschool hiphop, electro und dubstep miteinbezieht. der mc bleibt dabei stets auf der smoothen seite und zeigt sich in seinen lyrics politisch bewusst. tolle afrikanische moderne und interessanter typ, wie ein aktuelles portraet im fader-magazin zeigt. +++ weniger revolutionaer gibt sich dagegen - trotz des titels - die 'african revolution' des westafrikanischen reggae-stars tiken jah fakoly. nach einigen in jamaica aufgenommenen alben hat fakoly nun seinen eigenen afro-reggae sound gefunden, inklusive typisch melancholischer manding-melodien und westafrikanischen instrumenten wie kora, balafon und ngoni. so laidback das auch alles ist, sollte man sich jedoch nicht taeuschen: 'african revolution' ist afrikanischer sound, aber von der diaspora-metropole paris aus gesehen. +++ und schliesslich gibt es noch eine neue folge der grossartiges reissues-serie 'ethiopiques'. nummer 26 praesentiert 70s-preziositaeten des aethiopischen vokal-grossmeisters mahmoud ahmed, mal mit der farbenfrohen brassband von haile selassies leibgarde, mal mit supertighter funk-combo.

20.09.2010 rip the mighty arrow als ich 1989 als dreizehnjaehriger mit meinem eltern zum ersten mal nach paris kam, war ich auf die sehenswuerdigkeiten der stadt neugierig und auch darauf gespannt, paris als - laut der von mir konsumierten musikzeitschriften - 'metropole der weltmusik-szene' kennenzulernen. gierig sog ich die multikulturelle atmosphaere der stadt ein und kam schliesslich noch dazu, mir auf gut glueck in einem elektroladen auf dem boulevard saint-michel zwei schallplatten zu kaufen: 'kutche' von (cheb) khaled und safy boutella - und 'o la soca' von arrow. im rueckblick ist zwar das khaled-album definitiv der groessere klassiker, doch machte mir damals auch die platte des soca-stars von der antillen-insel montserrat grossen spass. vor allem das darauf enthaltene, eigentlich etwas untypische reggae-lied 'london city' hatte es mir angetan, brachte es doch zwei meiner teenager-musikleidenschaften auf einen nenner: europaeisches grossstadt-flair und karibischen reggae. bis auf eine weitere, in einer wom-wuehlkiste aufgestoeberte platte, hoerte ich seitdem nicht mehr viel von arrow. vergangene woche ist der saenger - mit buergerlichem namen alphonsus cassell nun im alter von 60 jahren gestorben. der regierung von montserrat ist der todesfall sogar eine mitteilung auf der offiziellen webseite wert - und ich erinnere mich an einen musikalischen wegbegleiter meiner teenie-zeit.

12.09.2010 roundup sommerferien drei wochen urlaub - es haetten auch drei monate sein koennen! trotzdem gab es reichlich zeit, um viel neues zu sehen, lesen und hoeren. gefahren sind wir nach sestri levante (schwimmen in einer von einem perfekten haeuserensemble gesaeumten bucht) und prag (fruehstueck, kaffeehaus, bierhalle - kuk at its best). in muenchen hab ich mir endlich das museum brandhorst angeschaut (tolles haus, aber ziemlich schwache sammlung) sowie aktuelle ausstellungen in der modernen pinakothek (ein kontroverses plaedoyer fuer architektonische rekonstruktionen und italienische designklassiker von alessi). zu lesen gab es als strandlektuere dan browns the lost symbol (diesmal etwas arg us-patriotisch, aber gewohnt spannende historien-schnitzeljagd) sowie als serioesere kost roberto bolanos lumpenroman (ein kurzweilig-faszinierendes und buntschillerndes literarisches nachtstueck) und the slap von christos tsiolkas (grossartige tour-de-force durch mittelstaendische befindlichkeiten zu beziehung, familie und karriere). und schliesslich gabs jede menge gute musik: brian wilsons 'reimagines gershwin' (auf dem dieser besser je singt und die gershwin-klassiker kongenial umsetzt), 'lost where i belong' von andreya triana (fuer das dubstep-zeitalter genial reduzierter brit-soul mit toller stimme), 'jamm' von cheikh lo (sommerliches und hochklassiges roots-set aus dem senegal), syd matters 'brotherocean' (auf dem die franzoesischen indiepopper mit elegisch-atmosphaeriaschen pop-songs ihren kultstatus bestaetigen), stromae mit 'cheese' (eurodance-rap aus bruessels als melancholische gegenwartsbeschreibung), roots manuva meets wrongtoms 'duppy writer' (brit-mc der alten schule betont seine dancehall-roots), ryan bingham mit 'junky star' (auf dem der 'crazy heart' soundtrack-star ansaetze zu grossem songwriter-atem zeigt) und 'sky at night' von i am kloot (klassischer britpop mit kontinentalem einschlag sorgt fuer schwerelose melancholie). und zum schluss der ferien kam dann noch 'tua weida', das neue album der wiener vorstadt-lieblingsband denk: 12 im besten sinne massvoll-menschelnde rock-pop songs, wie geschaffen fuer den einstieg in den herbst und mit schoenem favorit'n'blues-flair.

19.08.2010 neues akvarium album:




































15.08.2010 suedafrika postscriptum trotz world wide web, ecommerce und musikdownloads lassen sich noch nicht alle wuensche ich echtzeit erfuellen. mein waehrend der wm wiedererwachtes interesse an suedafrika hatte mich unter anderem auf die faehrte der von dem reissue-label strut records herausgegebenen sampler-serie next stop soweto gefuehrt. erst jetzt erschient allerdings teil 3, der sich mit der suedafrikanischen jazz-szene der 60er und 70er jahre beschaeftigt. neben jeder menge guter musik gibt es wieder ein booklet mit vielen interessanten infos. denn anders als ich gedacht haette, war nicht der folkloristische township pop der soundtrack zum kampf gegen die apartheit, sondern vielmehr funk- und jazz-sounds mit viel black power attitude. +++ auf grund des langen versandwegs ebenfalls erst vor kurzem eingetroffen ist 'resident alien', eine sammlung der besten reportagen und texte des suedafrikanischen journalisten-enfant-terribles rian malan. vor 15 jahren hatte mich der sohn einer wichtigen afrikaaner-dynastie mit seinem schonungslosen bekenntnisbuch 'mein verraeterherz' fasziniert. nun gibt es neben augenoeffnenden stories u.a. ueber die entstehungsgeschichte von 'the lion sleeps tonight', die letzte afrikaaner-siedlerin in kenya und die beiden unter zulus aufgewachsenen 'alcock boys' auch viel provokatives zu themen wie der aids-industrie, zweifelhaften befunden der suedafrikanischen wahrheitskommission und neuen allmachts-fantasien des anc. auch wenn sich malan manchmal selbst etwas weniger wichtig nehmen koennte und ihn die lust an der provokation das eine oder andere mal nah an altbekannte rassen-klischees bringt, gibt es nur wenig besseres ueber eines der spannendsten laender der welt zu lesen als 'resident alien'. und wenn man dann noch malans 2009 veroeffentlichte erste und wohl auch einzige cd 'alien inboorling' mit im tom waits-stil vorgetragenen afrikaaner-cowboysongs anhoert, erkennt man einen mann, der mit dem herz am rechten fleck einem kampf um seine identitaet als weisser afrikaner fuehrt.

13.08.2010 skream - out of the box abseits von ausnahmeerscheinungen wie burial hat sich inzwischen ein standardmodus fuer cd-alben von dubstep-producern herausgebildet: sowohl breakage mit 'foundation', rusko's 'omg' wie auch guido auf 'anidea' boten eine mischung aus atmosphaerischen tracks, mit gastsaengern aufgenommenen crossover-songs und stiluebungen von drum & bass bis grime. formal haelt sich auch der londoner producer skream an dieses prinzip, jedoch ist ihm das bisher beste dubstep-album des jahres gelungen. seine unverwechselbar fetten beats hallen durch urbane klanglandschaften und die vocal-tracks finden eine gute mitte zwischen aktuellen r'n'b-produktionen und burials traurig verfremdeten voice-samples. bis auf ein, zwei schon fast ambient-maessige fueller ist skream mit 'out of the box' ein elektroalbum gelungen, das nicht nur in den clubs, sondern auch auf dem ipod bestens funktioniert.

01.08.2010 arcade fire - the suburbs meine bilanz in sachen arcade fire war bisher eher durchwachsen: auf das erste, mich nicht komplett vom hocker hauende album 'funeral' folgte ein phaenomenales konzert im feierwerk, aber auch das duester-bedeutungsschwere zweite album 'neon bible'. umso mehr ueberrascht es mich, wie gut ich album nummer drei nun finde: 'the suburbs' bemueht sich nicht nur, ein grosses kuenstlerisches statement zu sein, sondern ueberzeugt durchgehend mit tollen songs, einer grandiosen atmosphaerischen produktion und abstrakt-melancholischen rueckblicken in vergangene vorort-jugendtage. was ich nach 'neon bible' nie gedacht haette, ist nun moeglich: an einem sonntag mit makellosem himmel faul dazuliegen und zu arcade fire die seele baumeln zu lassen.

31.07.2010 initials s.g. von meinem besuch in 5bis, rue de verneuil fuehrte der weg zu amazon.de, wo ich 'a view from the exterieur', alan clayson's biografie von serge gainsbourg bestellte. in der tat habe ich noch nie eine schwuelstiger geschriebene, seinem subjekt gegenueber so voreingenommene biografie gelesen, doch macht das alles nichts: von der jugend als jude im deutsch besetzten frankreich, die chansonnier-anfaenge im jazzigen paris der 50er, ueber die liebschaften mit bardot, birkin und deneuve bis zu seinen spaeten jahren als frankreichs notorischer 'vieil homme terrible' ist gainsbourgs leben zu interessant, um verhunzt werden zu koennen. ausserdem war das buch ohnehin nur der leitfaden durch das herausragende musikalische werk des mannes, darunter das durch fruehe afrorhythmen gepraegte 'gainsbourg percussions', die eleganten 60s-klassiker 'initials b.b.' und 'birkin-gainsbourg', die genialen reggae-alben 'aux arms et cetera' und 'mauvaises nouvelles des etoiles' sowie den 80s-us-funk von 'love on the beat'. immer auf der hoehe der zeit, immer provokativ und doch auch elegant-zeitlos, ist es nur logisch, dass gainsbourg auch heute noch in frankreich verehrt wird. dass der weg zum heiligenschein dabei nicht weit ist, zeigt die an sich exzellente compilation 'gainsbourg...forever', die auf zwei cd alle wichtigen gainsbourg-songs versammelt, aber vor allem bei den spaeteren jahren das pop-schlitzohr zu sehr hinter dem chansonnier-klassiker zuruecktreten laesst.

30.07.2010 viel los, wenig zeit und deshalb schon wieder ein roundup: ein konzert-highlight gab es in form von gil scott-heron. eigentlich hatte ich mir von der durch drogensucht und knastaufenthalt angeblich recht gezeichneten jazzfunk-legende eine eher kurze und fahrige umsetzung der aktuelle comeback-platte 'i'm new here' erwartet. doch dann spielte der zwar nicht mehr taufrische, aber dafuer sichtlich engagierte scott-heron einen zweistuendigen set mit vielen langen, vom klassischen rhodes-sound gepraegten soul- und blues-jams. toll, so eine legende auch einmal live zu sehen. am naehesten an scott-heron's frueh-siebziger proto-rap dran waren jedoch seine unterhaltsamen ansagen. +++ gute neue musik aus der konserve gab es von richard ashcroft. sein projekt 'rpa and the united nations of sound' kommt zwar mit recht altmodischen beats und ziemlich ueberladenen sounds daher, enthaelt jedoch durchwegs gefaelliges songmaterial. +++ ebenfalls sehr nett ist 'the runaway', das neue album der magic numbers, das eine gute mischung aus dem lebhafteren debut und der supersoften zweiten cd 'those the brokes' bietet. +++ schnellebig wie die zeit ist, gibt es bereits das genre post-dubstep, dessen vielversprechendste vertreter mount kimbie mit 'crooks & lovers' ein tolles debutalbum vorgelegt haben. leicht an burial erinnernde stimmungen treffen auf akustische sounds und ein potpourri aktueller beats. +++ ein weiterer electro-volltreffer ist schliesslich 'lazers never die', die neue ep von major lazer, dem dancehall-projekt der producer diplo und switch (m.i.a., santogold). neben 'sound of siren' mit m.i.a. ueberzeugt vor allem der grandiose buraka som sistema-remix des titels 'bruk out'.

18.07.2010 roundup auf gings zum weekender nach paris. das wetter war drueckend heiss, die form ein bisschen suboptimal und die preise mehr als gesalzen. doch paris ueberzeugte einmal mehr mit grossartigen stadtpanoramen, viel flair, kuehlem bier im jardin du luxembourg und dem tollen leihrad-service velib. stimmungsvoll war auch ein abstecher zu 4bis rue de verneuil, dem frueheren wohnhaus von serge gainsbourg inklusive graffiti-ehrbezeugungen der fans und einem chansonspielenden akkordeon-clochard - eine gainsbourg-biografie zum nachlesen ist bereits gekauft. bleibt die hoffnung, das ganze in lockerer regelmaessigkeit zu wiederholen, denn ein ganzes wochenende mit freunden zu verbringen, die man sonst nur selten sieht, hat mir sehr viel spass gemacht. +++ da ich mich dieses mal fuer eine anreise per zug entschied, hatte ich auch genug zeit fuer neue musik. an erster stelle das neue m.i.a.-album '/\/\/\Y/\'. waehrend mir m.i.a.'s erste platte noch zu elektronisch-krass war und das zweite album an mir vorbeiplaetscherte, kamen wir dieses mal endlich zueinander: fiese dubstep- und grime-sounds treffen auf electropop und punk-samples bieten den perfekten hintergrund fuer den radikalen chic der tamilisch-britischen saengerin. deutlich ruhiger faellt da 'butterfly house', das neue album von the coral aus. die platte geriet nicht ganz so intensiv wie der vorgaenger 'roots & echoes', weiss mit seinem geschmackvollen sixties-folk-rock dennoch zu gefallen. und schliesslich gab es noch viel reggae: mit 'united states of africa' ist luciano ein echter instant-klassiker in bester bob marley-manier gelungen. und das bei fnac gekaufte 'mi deh yah' von ex-gladiator clinton fearon ist ebenfalls ein absolut hochklassiges roots-album der alten schule. +++ parallel zum paris-aufenthalt ging schliesslich auch die fussball-wm in suedafrika zu ende. im kleinen finale siegten wir ueber den uruguayanischen nachbartisch und sahen am tag danach in einem irish pub in montmartre bei ca. 45 grad innentemperatur dem spanischen team beim cup-gewinn zu. das alles geht fuer mich so durchaus in ordnung und setzt einen schoenen schlusspunkt zu einem turnier, das mir von anfang bis ende sehr viel spass gemacht hat.

zurueck in muenchen gabs diese woche gleich zwei interessante konzerte: zuerst gaben sich damian marley und nas auf tollwood die ehre. schon der voract t.o.k. brachte mit seiner mischung aus ragga-animation und klassischem jamaikanischen vokalensemble viel gute stimmung, doch der knaller war das hauptkonzert. mit seinem genialen flow, viel energie und tollen lyrics wurde nas seinem ruf gerecht, einer der besten mcs seiner generation zu sein. und auch damian marley ist im kreise der vielen, musikbegabten marley-soehne definitiv nicht der schlechteste. zusammen brachten die beiden kraftvolle versionen der songs des gemeinsamen albums 'distant relatives' auf die buehne, ergaenzt um solo highlights sowie die bob marley-kracher 'war', 'exodus' und 'could you be loved'. das konzert schlug damit einen genialen bogen von alten favorites bis hin zu einigen der besten tracks des aktuellen musikjahrs und machte dem kopf genauso viel spass wie den tanzbeinen. nur zwei tage spaeter gab es dann im ampere die umsetzung zwei weiterer topalben von 2010: das indie-veteranen-kollektiv dirtmusic und die junge tuareg-afroblues-band tamikrest luden zum doppelkonzert. ein kleines manko war, dass live die exzellente atmosphaerische produktion von dirtmusic's 'bko' und tamikrest's 'adagh' etwas auf der strecke blieb. auch passten die beiden bands nicht immer perfekt zusammen. doch als dann im letzten drittel des konzerts vier gitarren (walkabouts-kopf chris eckman, der charismatisch-unangepasste hugo race plus die zwei tamikrest sixstringer) aus 'desert blues' kurzerhand 'desert rock' machten und allen beteiligten ein dickes laecheln im gesicht stand, war auch dieses weltmusik-experiment der anderen art ganz grossartig gelungen.

09.07.2010 mystery jets - serotonin nachdem ich so oft betont habe, wie tot britrock heute ist und wie schlecht viele der helden von vor fuenf jahren geworden sind, ist es auch mal an der zeit, eine ausnahme zu machen: die mystery jets gehoerten schon 2006 zu meinen lieblingsbands und tun das auch nach ihrem neuen, dritten album 'serotonin' noch. lead-saenger blaine harrisons etwas weltschmerzige vocals koennte es nach meinem gefuehl zwar ruhig etwas oefter geben, dafuer hat die band mit gitarrist will rees einen tollen zweiten vokalisten an bord, der vor allem fuer die poppigen momente zustaendig ist. wie die band britrock-wurzeln mit pop-haendchen und zwei verschiedenen songwriter-persienlichkeiten verbindet, erinnert dabei fast manchmal an die besten momente von fleetwood mac. die indierock-welle hat die band damit definitiv ueberlebt und bleibt auch fuer die zukunft eine sichere bank.

04.07.2010 und nochmal suedafrika waehrend sich die fussball-wm ihrem ende zubewegt und mir - bis auf das aergerliche viertelfinal-aus fuer ghana - weiterhin sehr viel spass macht, haelt auch der nachschub an toller musik aus suedafrika an: eine hoerenswerte mischung aus rock, rap und gut abgehangenem soul bietet die rainbow-nation-kombo t.h.o.t.s. aus durban auf ihrem debutalbum 'return of the book thief'. +++ einen hoeheren roots-anteil gibt es bei bongeziwe mabandla. der nachwuchs-saenger kleidet seinen afrofolk auf der ep 'umlilo' in ein wunderbar dubbiges soundgewand. +++ passend zur wm hat das reissue-label strut records mit next stop soweto eine gewohnt kompetente compilations-serie gestartet. teil 1 praesentiert die seventies-anfaenge der suedafrikanischen mbaquanga-pop waehrend teil 2 zeigt, wie funky damals die politisch bewusste stadtjugend unterwegs war. nur schade, dass die dritte compilation-cd bis anfang august auf sich warten laesst... +++ moderne sounds bietet dagegen das londoner label honest jons auf shangaan electro - halsbrecherische dance-tracks im futuristischen minimal-elektro-kleid. +++ zwei compilations versammeln schliesslich die aktuellen suedafrikanischen hits: trotz vorrunden-aus fuer die mannschaft des gastgeberlandes machen die auf shapa bafana shapa versammelten fussball-hits jede menge spass. frisch aus den suedafrikanischen charts ist das sammel-album the biggest hits mit jeder menge toller songs, darunter 'webaba' mit der vor wenigen tagen verstorbenen zulu-diva busi mhlongo.

03.07.2010 laurie anderson - homeland durch peter gabriel kam ich schon als teenager auf laurie anderson und kaufte mir damals ihre lp 'big science' - begriff aber erst spaeter so richtig, wie vielschichtig die vocoder-verzerrten monologe der performance-kuestlerin sind. mit 'homeland' ist nun endlich wieder ein neues album von anderson erschienen, das erste seit dem august 2001. wie zu erwarten streift die kuestlerin darauf viele grossereignisse der letzten jahre, von 9/11 ueber den irakkrieg bis hin zur bankenkrise. der vorherrschende ton ist dabei jedoch eine quasi-endzeitliche melancholie und eine tiefe ruhe, die durch den weichen, elektronischen sound unterstuetzt wird. politisches wird persoenlich und verdichtet sich in betrachtungen ueber wandel und vergaenglichkeit. das ist nicht nur grosse kunst, sondern immer stimmungsvoll und oft auch erfrischend spitz und ironisch.

01.07.2010 oder doch? was kann man besseres ueber eine zeitung sagen, als dass sie einen - trotz weltanschaulicher diskrepanzen - gelegentlich dazu bringt, seine uberezeugungen zu ueberdenken - wie etwa juerg dedials kommentar zur bundespraesidentenwahl in der heutigen nzz: '[...] wer gauck freilich zuhoerte, wusste, dass er nie und nimmer in den realpolitischen raster der spd passt. [...] mit der kandidatur gauck ist schindluderei betrieben worden, ein durchsichtiges und falsches spiel im kampf um schlagzeilen und quoten. und nie haette die rot-gruene opposition diesen 'geniestreich' gewagt, waere sie an der macht gewesen. [dagegen hat wulff] qualitaeten, die trotz verschiedenartiger biografie jenen von gauck gar nicht unaehnlich sind. der grosse unterschied: christian wulff ist nicht der darling der salons, sondern ein eher stiller, beharrlicher, aber genauso mutiger und ernsthafter schwerarbeiter im dienst seiner ueberzeugungen. [...]'

30.06.2010 nicht mein mann was fuer eine armselige bundespraesidentenwahl: auf der einen seite ein von der kanzlerin mittels kandidatur ausser gefecht gesetzter potenzieller parteirivale. auf der anderen seite ein verdienter ddr-buergerrechtler, vielleicht nicht jedermanns sache, aber auf jeden fall von praesidialem format - und von einer mehrheit der bevoelkerung favorisiert. es folgen zwei wahlgaenge, in denen eine betraechtliche anzahl an wahlmaennern der koalition dem eigenen kandidaten die gefolgschaft verwaehrt, nur um ihn dann im dritten wahlgang doch zu waehlen. im kern geht es also uberhaupt nicht um die frage, wer der geeignetere praesident ist, sondern vielmehr um kleinkarierte machtspielchen und verschaemte nadelstiche gegen die kanzlerin - womit wahlmaenner, auf die k-frage versessene medien und zynische parteistrategen absolut auf einer linie liegen. schon aufgrund meines studiums bin ich wirklich der letzte, der zur politikverdrossenheit neigt, aber diese bundespraesidentenwahl war definitiv politik zum abgewoehnen.

26.06.2010 kele - the boxer vor zwei jahren auf einer geschaeftsreise in berlin bin ich fruemorgens in ein internetcafe gestuermt, um mir das gerade im netz veroeffentlichte bloc party album 'intimacy' zu kaufen. jetzt dagegen musste ich mir geradezu einen ruck geben, 'the boxer', das erste soloalbum von saenger kele okerele, auf meinen ipod zu laden. der grund dafuer liegt schlichtweg darin, dass ich gitarrenbands und das thema indie zur zeit einfach nicht mehr interessant finde. zum glueck scheint es aber auch kele so zu gehen. schon zu bloc party-zeiten hatte der frontmann mit nigerianischer abstammung dafuer gesorgt, dass die band staerker als ihre szene-kollegen einfluesse aus elektro und r'n'b in ihren sound integrierte. doch auch so tolle alben wie 'a weekend in the city' oder 'intimacy' blieben irgendwie immer zwischen rock und elektro zerrissen. damit ist nun schluss: gitarren gibt es auf 'the boxer' so gut wie keine, dafuer aber ein absolut zeitgemaesses popalbum mit hoher wertschaetzung fuer aktuelle elektrotrends wie grime, dubstep und funky. und waehrend ich mit britrock-helden wie pete inzwischen nur noch wenig anfangen kann, bleibt kele definitiv einer meiner favoriten.

24.06.2010














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19.06.2010 neues vom kap das tolle an der wm ist - abgesehen von dem steigenden niveau der spiele -, dass das musikalische rahmenprogramm ganz nach meinem geschmack ist. das gilt fuer die koop von blk jks und alicia keys beim kickoff-konzert, khaled und femi kuti bei der eroeffnungszeremonie und den offiziellen fifa-sampler mit shakira, matisyahu und angelique kidjo. das macht laune, die aktuelle musikszene des wm-gastlandes unter die lupe zu nehmen. shakira's 'waka waka' co-stars freshlyground zum beispiel bieten auf ihrem neuen album 'radio africa' eine sympathische, toll interpretierte melange aus folkigem pop und suedafrikanischen klaengen. einen aehnlich hybriden sound, nur etwas funkiger, rockiger und laessiger, spielen uju auf ihrem debutalbum 'free'. auch ein erstlingsalbum ist 'unearthed' von ternielle nelson, auf dem die junge saengerin mit souligem, afrikanisch angehauchtem songwriterpop uberzeugt. qualitativ hochwertigen pop gibt es auch auf 'look to the edge' louise carver.feinsten hip hop mit liveband-unterstuetzung und conscious lyrics bieten tumi and the volume auf 'pick a dream'. mein favorit ist schliesslich 'zol!', die neue ep der blk jks. neben zwei gewohnt avantgarde-rockigen stuecken gibt es hier auch einige etwas afrikanischere tracks - aber wie immer sehr speziell und vorwaertsdenkend. das moderne suedafrika portraetiert auch jonathan fischer in der aktuellen zeit in seinem streifzug durch die kwaito-szene von durban. zu hoeren gibt es die trendigen house-beats vom kap auf der gelungenen compilation 'ayobaness! the sound of south african house'. mit kwaito hat sich auch der londoner dubstep-producer lv bei einem suedafrika-trip im fruehjahr beschaeftigt. sein frei erhaeltliches mixtape 'ok zharp' liefert einen stimmungsvollen ueberblick. man sieht also: die wm 2010 ist viel mehr als nur ein bisschen gekicke...

13.06.2010 die wm als utopie irgendwann gegen ende des grossen kickoff-konzerts am vorabend der wm-eroeffnung stand k'naan auf der buehne des soccer city stadions in soweto und sang seinen hit 'waving flag'. noch vor einem jahr war der aus somalia stammende rapper - einer der intelligentesten und engagiertesten seiner generation - ein geheimtipp irgendwo zwischen weltmusik und hip hop, nun besiegelte der auftritt bei dem prestige-traechtigen grosskonzert seinen aufstieg an die spitze der weltweiten charts. doch noch eindruecklicher als diese erfolgsstory war der moment, als k'naan mitten im song vor einem meer aus fahnen mit strahlenden augen und voller charisma rief 'south africa, it's our moment!'. denn nicht nur fuer k'naan ist die wm in suedafrika ein ersehntes ereignis in der geschichte des kontinents, in dem fuer einmal nicht kriege, hunger und armut im mittelpunkt stehen, sondern das potenzial des kontinents, seine zukunftstraeume sowie die freude seiner menschen an dem spiel und dem turnier. diese message hat auch fuer mich eine mitreissende wirkung, schliesslich war anfang der 90er jahre gerade suedafrika eines der gravitationszentren meiner politischen und weltanschaulichen praegung. vieles was ich seitdem nicht nur aus dem sueden des kontinents erfuhr, gab anlass zum hoffen, bangen und hadern, doch die wm ist - schon ungeachtet ihres sportlichen erfolgs - definitiv ein moment der utopie. zum anschluss noch einmal k'naan: 'so many wars, settling scores / bringing us promises, leaving us poor // look how they treat us, make us believers / we fight their battles, then they deceive us // but we struggling, fighting to eat / and we wondering, when we'll be free // so we patiently wait, for that faithful day'.

12.06.2010 konzert - bob dylan die idee von bob dylans sogenannter 'never ending tour' ist so einfach wie grandios: anstatt ein neues album zu promoten oder eine 'greatest hits'-auswahl zu spielen, greift dylan auf sein riesiges repertoire zurueck und interpretiert eine staendig wechselnde auswahl daraus in zum teil radikal neuer form. so die theorie, die vor allem bei meinen ersten bob dylan konzerten vor 10 jahren noch voll zutraf. in den letzten jahren schien die auch nicht mehr ganz junge songwriter-legende jedoch etwas gemuetlicher zu werden. oft gab es aehnliche setlisten und interpretationen, die sich nur in nuancen unterschieden. ein blick auf das programm der aktuellen tour zeigte, dass das auch fuer meinen road- bzw. railtrip nach linz zu erwarten war. doch - und warum weiss nur dylan selbst - kam alles anders. nach einem erfreulich bissigem auftakt mit 'leopard-skin pill-box hat' (nicht zuletzt der rueckkehr von leadgitarrist charlie sextons in dylans tourband zu verdanken) kamen schnell selten gespielte schmankerl ins programm: 'the man in me', 'i don't believe you', 'what good am i'. und wo an diesem abend schon einmal alles anders war, wurden noch ein paar richtige kracher draufgelegt: ein konzentriert-melancholisches 'not dark yet', die ungemein kraftvolle 'ballad of a thin man' (inklusive eindruecklichem harmonika-solo) und zum abschluss des konzerts gab es erstmals seit langem nicht 'all along the watchtower', sondern das wunderschoene 'forever young'. alles in allem ein gluecksfall von einem konzert, der zeigte, dass bob dylan nicht nur einen unvergleichlichen kanon von songs geschaffen hat, sondern auch als interpret noch immer relevant ist wie nur wenig andere.

07.06.2010 wave your flag

die weltmeisterschaft wirft ihre schatten voraus - positive wie k'naans noch immer spass machender wm-song 'waving flag', aber auch negative wie die schon wieder ueberall spriessenden 'schland-fahnen. meinem brauch von der wm 2006 folgend will auch ich wieder flagge zeigen und zwar folgendermassen: die trambahnhaltestelle barthstrasse weil ich mich hier pudelwohl fuehle, das 'argyle rasta' weil roots und urban, kruecken weil mich das zur zeit leider ziemlich beschaeftigt, den tretesel weil ich den eigentlich diesen sommer ganz oft nutzen will, das hyperdub-label weil vorwaertsdenkende musik zur zeit viel interessanter ist als gitarrenrock und last but not least weisswein und oliven als nette alternative zur staendigen biertuemelei. ach ja, und mein weltmeister-tipp sind die niederlande.

06.06.2010 rox - memoirs als early adaptor (ich moechte mir nicht selbst auf die schulter klopfen, aber ich hatte rox bereits 2008 als heissen tipp auf meiner liste) musste ich das debutalbum von roxanne tatei aka rox so schnell wie moeglich haben - und wurde nicht enttaeuscht: die sued-londonerin jamaikanisch-persischer abstammung wird zwar allenthalben als amy winehouse-nachahmerin gehandelt, doch ist sie fuer mich eher eine zeitgemaesse ergaenzung zum britsoul-spektrum (sade, soul to soul, massive attacks shara nelson...). trotz ihrer jugendhaften aura hat rox eine grossartige soulstimme, liefert tolle songs und hat auch schon einige gelungene remixes (u.a. terror danjah, guido...) vorzuweisen.

05.06.2010 roots-veteran pablo moses bietet nach langer abstinenz auf 'the rebirth' einen nostalgischen flashback in die froehliche roots-welt der fruehen achtziger. +++ major lazer-mastermind diplo (->m.i.a., santogold) liefert mit lazerproof ein klasse mixtape for free, das la roux' debutalbum forsch in eine oldschool-dancehalle-umgebung verpflanzt. +++ auf dem dritten, gleichnamigen album der mali-rapper smod irritiert zwar die sounddominanz des produzenten und beruehmten anti-imperialisten manu chao, doch gefaellt der folkige unplugged-hiphop der kombo rund um den sohn von amadou&mariam.

30.05.2010 viermalsoul waehrend die weissen jungs mit gitarren derzeit eher schwaecheln gibt es aus dem bereich der black music eine reihe hochkaraetiger neuerscheinungen: die amerikanische neosoul-wuchtbrumme leela james zeigt auf ihrem dritten album 'my soul', wie sich die power des klassischen seventies-soul mit einer zeitgemaessen produktion verbinden laesst - eine modernisierungsleistung, die leider der soul-roehre sharon jones und ihrer durch amy winehouse' 'back to black' zu ruhm gekommenen backingband the daptones auf deren 2010er album 'i've learned the hard way' nicht gelungen ist. +++ etwas stillere toene bevorzugt meklit hadero. die tochter aethiopischer us-einwanderer praesentiert auf ihrem debutalbum 'on a day like this...' eine anruehrende mischung aus soul, folk und jazzigen toenen. doch gibt es auch gelungene ausfluege in richtung ethio-pop und moderne beats. +++ frankreichs antwort auf die von frau winehouse losgetretene retrosoul-welle ist ben l'oncle soul. auch wenn sein debut auf dem legendaeren motown-label erscheint, bietet der soul-onkel nicht mehr und nicht weniger als eine exakte kopie des klassischen atlantic-sounds der 60er, zum teil sogar auf franzoesisch. +++ der absolute hammer ist schliesslich 'the archandroid' von janelle monae. eingebettet in ein afrofuturistisches handlungskonzept bietet die junge saengerin einen einzigartigen parforce-ritt durch retrosoul, afrobeat, psychedelic, indiepop, hiphop, orchester-sounds und viele weitere genres. monaes grossartige stimme und kuenstlerische vision machen aus dem stilmischmasch dabei ein absolut kohaerentes und ohrwurm-geladenes ganzes.

23.05.2010 viel besser als befuerchtet ist die kollaboration zwischen nas und damian marley ausgefallen: 'distant relatives' bringt erfreulich viel r(e)agga(e)-sounds, sampelt afro-klassiker von mulatu bis zu amadou&mariam und hat auch textlich immer klasse. +++ nicht von den afro-chants taeuschen lassen: die verzerrten balafon-workouts von konono no.1 sind pure afro-avantgarde, die auf dem neuen album 'assume crash position' mithilfe einiger elektronischer effekte noch abgespaceter klingen.

21.05.2010konzert - whitney houston glaube nie, was du im fernsehen siehst, was in der zeitung steht oder was im internet berichtet wird. natuerlich merkt man es whitney houston bei ihrem konzert in der olympiahalle an, dass sie in den letzten jahren an ihrem koerper und ihrer stimme raubbau betrieben hat, doch reicht es trotzdem noch fuer jede menge gaensehaut. bei soul ging es nie darum, wie ein chorknabe zu singen, sondern gefuehle rueberzubringen. und dieses konzert hatte erfreulich viel soul. also: nie glauben was in der zeitung steht - ausser es handelt sich ausnahmsweise um die konzertkritik des muenchner merkur (!).

16.05.2010 seine rolle als dubstep-frontsau macht ihn nicht umbedingt vertrauenswuerdig, doch auf seinem debutalbum 'o.m.g!' bietet rusko eine genre-ueberschau, die mit ausfluegen in richtung reggae und drum&bass tiefen(sic!)sounds mit breitenwirkung verbindet. +++ die foals zeigen auf ihrem zweiten album 'total life forever' wie moderner rock klingen kann: funkig-sperrig, elektronisch und melancholisch. interessanterweise liegt das ergebnis gar nicht so weit vom sound der newcomer-sensation the xx entfernt. dazu gibt es eine reihe toller dubstep remixes von starkey, warrior one und mount kimbie.

13.05.2010 der fantastische mr. fox von wegen langweiliger animationsfilm fuer kinder - der fantastische mr. fox ist ein typischer wes anderson-film mit allem was dazu gehoert: durchgeknallten upperclass-familienkisten, nostalgisch-heimelig-urbanen interieurs und toller sixties-musik. und weil die aus dem kinderbuch von roald dahr uebernommene handlung auch genug spass und spannung bietet, koennte es sich bei dem streifen fast um andersons bisher besten film handeln.

09.05.2010 the hold steady - heaven is whenever wenn man in new york aufwaechst, ist es leicht ein cooles rock-kid zu sein - oder sonnig leichten pop in kalifornien zu machen. schwieriger dagegen ist es, jung und aus einer kleinstadt oder aus den weiten landflaechen im herzen der usa zu kommen. doch gerade hier haben einige der besten bands mitreissende songs ueber die oednis des alltags, jugendliche ausbruchstraeume und die bedeutung, die rockmusik dabei hat, geschrieben: die replacements mit 'unsatisfield', 'bastards of young' und 'left of the dial'; springsteen mit 'the river', 'born to run' und 'tenth avenue freezeout'. auch wenn sie diese themen vor allem nostalgisch und aus der distanzierten perspektive von rock-nerds angehen, gehoeren auch the hold steady in diese kategorie von bands, die wirklich etwas bedeuten. rund um eine single der britischen 90s-indieband heavenly machen sie aus 'we can get together' eine wundervolle hymne ueber das grosse glueck in kleinen dingen und besingen treffsicher jugendliches freiheitsgefuehl in 'the weekenders' und 'hurricane j'.

08.05.2010 red, gold & green auch wenn der fruehling nicht so recht durchstarten mag, gibt es in diesen tagen einige gute reggae-neuerscheinungen: kyssi wete bestaetigt mit 'ce que tu me donnes' einmal mehr, dass der beste roots-sound derzeit aus der afro-franzoesischen szene stammt. ein roots-urgestein ist eigentlich auch toots hibbert, doch auf seinem aktuellen album 'flip & twist' huldigt dieser kompetent und mit grossartiger stimme seiner leidenschaft fuer us-soul und r'n'b. dubstep-profi kiki hitomi (king midas sound) widmet sich auf 'harcore cherry bon bon', dem ersten longplayer ihres projekts dokkebi q, vor allem der dubbigen seite des genres - bizarre soundwelten und anregend-vergnuegliche vocals sorgen fuer ein aktuelles london-pendant zu 'super ape'.

30.04.2010 nachdem vor einigen wochen bereits mit 'adagh' das von the walkabouts-kopf chris eckman produzierte debutalbum der tuareg-band tamikrest erschien, gibt es nun das ebenfalls in mali aufgenommene pendant von dirtmusic, dem aus eckman, ex-bad seed hugo race und und chris brokaw bestehenden indie-veteranen-kollektiv. auf 'bko' praesentieren die drei folkig-bluesige rocksongs, die durch die atmosphaerische produktion und gastbeitraege lokaler musiker grossartiges wuestenflair erhalten. +++ wie schoen es sein kann, blutjung zu sein und seine welt in musik zu fassen, zeigt der 19-jaehrige avigdor zahner-isenberg aus dem kalifornischen long beach. seine zusammen mit einigen highschool-freunden gegruendete band avi buffalo bietet auf dem gleichnamigen debutalbum zehn sommerlich-leichte songs zwischen sixties-pop, folk und indiepop. passt toll zur fruehjahrssonne! +++ warum rick rubin als ueber-producer verehrt wird, verstehe ich nicht immer. im fall der gypsy-punk-truppe gogol bordello hat der mann aber definitiv gute arbeit geleistet: der sound der band ist auf 'trans-continental hustle' weniger schrill, dafuer folkig-romantisch und doch immer super-kompakt und kraftvoll. fuer mich haben der schraege vogel eugene hutz und gogol bordello damit den sprung in den pantheon grossartiger folkpunk-bands wie den pogues, negresses vertes und mano negra geschafft.

25.04.2010 paul weller - wake up the nation als ich paul weller 2006 zum ersten und bisher einzigen mal beim rock im park festival gesehen habe, fiel mir auf der buehne gleich das mod-motto 'fire and skill' auf. fire gab es damals jede menge, aber mit skills wie subtilitaet und abwechslungsreichtum schien weller eher zu sparen. das 2008er album '22 dreams' bot dann jedoch ein faszinierendes kaleidoskop verschiedenster stile und stimmungen. fuer 'wake up the nation' hat weller nun wieder das 'feuer' angefacht, bleibt aber seiner experimentellen ader treu: 16 songs in einer dreiviertelstunde, hart rockender breitwandsound - alles keine ganz leichte kost, doch ist man erst einmal drin, muss man vor dem quicklebendigen rock-opa den hut ziehen.

19.04.2010 malcolm mclaren rip das ist doch mal was anderes: zur beerdigung von malcolm mclaren am donnerstag wird fuer 12 uhr mittags zu einer 'minute of mayhem' aufgerufen: 'put on your favourite records and let it RIP!'

18.04.2010 david byrne als ich ende der 80er mit hilfe von magazinen wie dem musik express oder dem wom-magazin die musikwelt entdeckte, brachten mich peter gabriel und 'talking head' david byrne auf die faehrte der fruehen weltmusik-szene. damals gefiel mit gabriel mit seinem ernsthaften ansatz besser, doch erkenne ich gerade mal wieder, dass auch der oft ironische und intellektuell dinstanzierte byrne nicht zu unterschaetzen ist. mit 'here lies love' hat dieser nun ein konzeptalbum ueber die ehemalige first lady der philippinen imelda marcos veroeffentlicht. ihre lebensgeschichte vom armen maedchen zur internationalen jetset-lady an der seite eines machiavellistischen diktators hat byrne zusammen mit fatboy slim zu einem sehr disco-affinen soundtrack verarbeitet und mit einer all-star-besetzung (u.a. santigold, florence & the machine, sharon jones, steve earle...) umgesetzt. das klingt zwar ungewoehnlich, ist als doppel-cd inklusive dvd und 120-seiten-buechlein aber ein vortrefflich gelungenes musikalbum. details zur entstehungsgeschichte von 'here lies love' gibt es auch im manila-kapitel von byrnes 'bicycle diaries'. in dem buch plaediert der umtriebige amerikaner fuer das fahrradfahren als eine art urbane lebenseinstellung und berichtet informative geschichten aus einer reihe anregender metropolen. auch hier gilt: beste gedankennahrung und gute unterhaltung.

17.04.2010 konzert - ludwig hirsch trotz meiner grossen begeisterung fuer wien und die aus der stadt stammenden singer/songwriter (aka liedermacher), habe ich im hinblick auf ludwig hirsch bisher mut zur luecke bewiesen. gelegenheit diese zu schliessen, bot nun sein konzert unter dem motto 'vielleicht zum letzten mal' in der muenchner philharmonie. jetzt verstehe auch ich, was es mit dem 'geburtstagsgeschenk', der 'omama' und dem 'herrn haslinger' an sich hat. und vor allem, wie schaurig-makaber schon fruehe lieder wie 'i lieg am ruckn' oder 'komm, grosser schwarzer vogel' waren. als 'leonard cohen von der leopoldstadt' bezeichnet der br in einem aktuellen portrait ludwig hirsch - ein zutreffendes lob, dem auch ich mich nun gerne anschliesse.

15.04.2010 plan b - the defamation of strickland banks
von plan b hoerte ich zur gleichen zeit wie von jamie t - beides rappende, weisse londoner kids mit gitarre. waehrend jamie t dann ein beeindruckend eklezistisches debut hinlegte, enttaeuschte plan b mit einer rock-rap platte. bei album nr. 2 ist nun alles anders: jamie t's 'kings and queens' war eine stinknormale punk-revival-cd, dagegen ueberrascht plan b mit seiner neuerfindung als wiedergaenger von smokey robinson und curtis mayfield. zeitgemaesser retro-soul trifft auf laessige brit-raps und jede menge ohrwurm-songs. und auch producer paul epworth, der vor ein paar jahren bloc party, maximo park und die babyshambles tunte, hat nach seiner neu-positionierung mit jack penate und florence and the machine nun wieder zu topform gefunden.

14.04.2010 it's better to burn out than to fade away
vor ein paar jahren, auf dem hoehepuntk der britrock-welle, habe ich mich einmal gefragt, was wohl aus all den tollen bands werden wuerde. ein paar wuerden sich etablieren, der rest wohl ueber kurz oder lang von der bildschwaeche verschwinden und in den day-job zurueckkehren. doch wie die paddingtons nun mit ihrer insgesamt dritten veroeffentlichung, der 'lady boy ep', zeigen, gibt es noch eine weitere variante: eine einstmals gute band kann auch einfach unglaublich schlecht werden: 'i've got a penis, you're an inbetweenus', reimen sie im titelstueck. oh je, dagegen ist sogar campino noch ein intellektueller.

13.04.2010 neverending ethiopiques als 1998 die ersten 'ethiopiques'-cds mit aethiopischer musik aus den funkigen seventies erschienen, gehoerte ich zwar zu den ersten fans, doch mehr aus persoenlichen gruenden. dass aus der reissue-serie ein internationaler kult werden wuerde, haette ich nie erwartet. genau das ist jedoch geschehen: jim jarmusch unterlegte seinen film 'broken flowers' mit den ethiojazz-klaengen von mulatu astatke, der selbst darauf ein comeback auf den konzertbuehnen feierte und mittlerweile zur inspiration fuer eine ganze generation internationaler (big) band geworden ist. um nur einige zu nennen: in den usa haben badume's band und das souljazz orchestra ethio-inspirierte songs im programm, die britischen heliocentrics nahmen 2009 eine platte mit mulatu auf und im franzoesischen raum haben sich kollektive wie le tigre des platanes, imperial tiger orchestra und arat kilo sogar ganz dem ethio-sound verschrieben. gelegenheit zu einer leistungsschau des genres bietet nun die selbstbetitelte zweite cd der pariser band akale wube. keine frage: selbst wenn man die jungs mitten in der nacht aus dem schlaf klingeln wuerde, haetten sie den aethiopischen sound der 70er wie aus dem ff drauf. am spannendsten wird die musik der band jedoch dann, wenn einsprengsel aus dub, jazz und rock miteingebaut werden. denn auch retro-musik muss fuer neuerungen offen sein, will sie nicht zum selbstzweck erstarren. das beweist auch mulatu astatke himself auf seinem neuen - treffend betitelten - album 'mulatu steps ahead'. hier zeigt der ethiojazz-godfather, wie sehr er es noch immer drauf hat und scheut dabei nicht vor ausgiebigen flirts u.a. mit zeitgenoessischem jazz und westafrikanischen sounds zurueck. so wird schnell klar: das retro-genre ethiopiques ist quicklebendig!

11.04.2010 ikonika - contact, love, want, have als genre mag dubstep zwar schwer zu fassen sein. doch mir gefaellt vor allem, dass mich der sound nach london als multikulturelle grossstadt und london als heimat von punk und britrock zur abwechslung an eine weitere facette der britischen hauptstadt erinnert: die riesige schlaflose und dynamische metropole. ob das debutalbum von sara abdel-hamid aka ikonika nun tatsaechlich dubstep ist, ist dabei sekundaer. mit ihrem (retro-)futuristischen urbanen synthesizer-landschaften trifft sie bei mir jedenfalls ins schwarze - und landet sowohl mit dem sound wie auch mit dem grossartig minimalistischen design einen weiteren volltreffer fuer das wegweisende hyperdub-plattenlabel.

10.04.2010 vienna was calling but my bauch said no, no, no. kleiner trost: ernst moldens 'haeuserl am oasch' ist auch nicht ganz auf dem niveau seiner beiden letzten projekte 'ohne di' und 'wien/foan'.

03.04.2010 jakob dylan - women and country der sound ist erlesen: folk, country und blues, von roots-kapazitaet t-bone burnett genau an der goldenen mitte zwischen erdig und atmosphaerisch produziert. marc ribot steuert gekonnt gitarrenlinien bei, die backing vocals der singer/songwriterinnen neko case und kelly hogan harmonieren perfekt mit dem leicht angerauten und warmen leadgesang. jakob dylans neues album klingt so gut, dass man zunaechst fast ueberhoert, wie genial die elf darauf enthaltenen songs sind. als sohn von bob dylan schien jakob dylan schon als frontmann der wallflowers ein uebermass an understatement zu kultivieren. auf 'women and country" ist dies nun definitiv kein makel mehr, sondern unterstreicht nur den universellen charakter der um themen wie mitgefuehl und hoffnung kreisenden lyrics. in einem wort: auf jeden fall eines der alben des jahres.

diam's - s.o.s ich versuche immer, auch ein auge auf musik-news aus frankreich zu haben. der erfolg der pariser rapperin diam's blieb mir so nicht verborgen, doch sprang der funke bisher nicht ueber - vielleicht schon deshalb, weil ich einen grossteil von diam's wortkaskaden einfach nicht verstand. da braucht es manchmal einen speziellen ausloeser, um das interesse zu wecken. im fall von diam's war es die meldung, dass die vor einigen jahren zum islam konvertierte rapperin sich vor einigen monaten dazu entschlossen hat, den hijab zu tragen. der ausloeser dazu sei eine sinnkrise gewesen: 'die arzte haben meine seele nicht heilen koennen, so habe ich mich der religion zugewandt.' fuer die laizistischen franzosen ist es die ultimative rebellion, mich laesst der ungewoehnliche schritt die musik der rapperin neu hoeren: die schonungslose selbstoffenbarung in 'i am somebody' und 'si c'était le dernier', die verteidiung des schleiers in 'lili', der herzschmerz von 'coeur de bombe' und der grossartige hook von 'dans le noir'. ich find's stark.

28.03.2010 zurueck von ein paar - mal mehr, mal weniger - mediterran-fruehlingshaften tagen in norditalien. hier der passende soundtrack dazu: ein neues album gibt es von italiens reggae-veteranen africa unite. auf 'rootz' geben sie sich programmgemaess rootslastig, begruessen als gaststar unter anderem ihren nach jamaica ausgewanderten landsmann alborosie und balancieren das ganze mit ein paar tollen dub-nummern bestens aus. +++ toll, dass man noch immer in einem fremden land in einen plattenladen gehen und sich auf gut glueck nach dem cover eine cd kaufen kann. beim fnac in verona entdeckte ich so nina zilli, offensichtlich italiens antwort auf amy winehouse. ihr debutalbum 'sempre londano' bietet 12 grossartige songs zwischen soul, 60s-girlgroups, fruehen italienischen schlager und reggae. +++ passend zu der romeo&julia-stadt gibt es auch eine neue cd von mexikos superstar julieta venegas. auf 'otras cosa' bietet das missing link zwischen shakira und nelly furtado einmal mehr unnachahmlichen pop, der zwischen maedchenhafter leichte und romantischer melancholie pendelt. +++ bestens zum einschlafen eignet sich das 'i speak because i can' betitelte zweite album von laura marling, auf dem englands newfolk-vorzeigedame drauf und dran ist, sich zur ernstzunehmenden songwriterin zu mausern.

21.03.2010 baloji - kinshasa succursale manchmal braucht es nur die richtige empfehlung, um etwas gut zu finden. als ich die cd 'kinshasa succursale' des belgisch-kongolesischen rappers baloji zum ersten mal hoerte klang das ganz nett: kongolesischer pop mit rap - aber hatte das nicht auch das franzoesische kollektiv bisso na bisso vor zehn jahren schon gemacht? dann stiess ich auf dem weblog der blk jks auf balojis video zum albumtrack 'karibu ya bintou': sechs minuten afro-modernismus, die einen vom stuhl hauen. seitdem verstand ich, was fuer eine grossartige annaeherung an das vielfaeltige-chaotische klanguniversum des kongo 'kinshasa succursale' ist. afrikanische rumba, ragga, r'n'b, funk-grooves und rock-gitarren katapultieren baloji, der zuvor lediglich einer von vielen guten franzoesischen mcs war, in eine neue dimension.

14.03.2010 youssou n'dour - dakar-kingston es ist 20 jahre her, dass ich zum ersten mal auf einem konzert von youssou n'dour war. seither hat der mann vieles gemacht, in den letzten jahren aber auch einige durchwachsene sachen abgeliefert. nun folgt n'dour sinead o'connor, akvarium und willie nelson und liefert sein erstes reggae-album ab. was ziemlich in die hose haette gehen koennen, ist erstaunlich gut ausgefallen: das reggae-konzept sorgt fuer das homogenste n'dour-album seit jahren und wenn auch nicht jeder song perfekt jamaica-kompatibel ist, erreichen immerhin einige tracks bestes african regggae-niveau a la alpha blondy.

11.03.2010 yeasayer der ganze grossartige brit-trend der letzten jahre waere nichts gewesen ohne die tollen live-konzerte der neu entdeckten lieblingsbands. und so stellte auch fuer die vielgehypten yeasayer das live-erlebnis den ultimativen hop-oder-top-test dar, den die amerikaner aus brooklyn bestens bestanden: aeltere songs wurden nahtlos ins soundgewand des neuen albums 'odd blood' ueberfuehrt, das aufregend zeitgemaess klang. alles war pop und zumeist auch tanzbar, doch regierten genauso psychedelische klangwelten, elektrosounds und echo-effekte. yeasayer sind damit der 'heisse scheiss' der stunde und das 59to1 vollkommen zu recht hoffnungslos ueberfuellt.

07.03.2010 im kino: crazy heart ausgezeichnet gespielte, sehr authentische geschichte eines alternden country-outlaw, der sich doch noch einmal zurueck ins leben zurueckkaempft. und auch jeff bridges als saenger macht sich zur gelungenen musik von t-bone burnett sehr gut.

07.03.2010 bei album nr. 2 sind jetzt auch the courteeners angekommen. eine zusaetzliche dosis pop macht the falcon manchmal ganz schoen grenzwertig, doch balanciert der nordische arbeiterklassen-charme von saenger liam fray das ganz gut aus +++ wuesten-blues wird zum trend: nach den veteranen von tinariwen und der poppigen variante von toumast praesentiet nun der nachwuchs-act tamikrest seine version des tuareg-rock. tolle gitarren und eine atmosphaerische produktion machen adagh zum gelungenen einstand +++ das tolle lob in philippe djians romanserie 'doggy bag' hat mich dazu bewogen, es mit joanna newsom zu versuchen. zugegebenermassen war ihre sehr kate bush-artige stimme sowie ihr kammermusikalischer sound nicht sofort mein ding. doch wie soll man einem 3cd-album widerstehen, dass klassik, fruehen amerikanischen pop, songwriter-folk, sixties-experimente und indiesounds zu 10-minuetigen songs verbindet, die dann auch noch voller hinreissender couplets sind? have one on me duerfte wohl eines meiner alben des jahres werden.

21.02.2010 ain't no grave bereits vor vier jahren erschienen die beiden ersten (und damals angeblich auch letzten) posthumen alben von country-ikone johnny cash und dem afrikanischen blues-grossmeister ali farka toure nahezu zeitgleich. angesichts der tatsache, dass nun noch einmal zwei alben der laengst in den musik-himmel aufgestiegenen kuenstler veroeffentlicht werden, klingt der titel des cash-albums wie ein makabrer kommentar: umsatztraechtigen musik-legenden ist keine grabesruhe vergoennt. doch was soll's - cash beweist auf ain't no grave einmal mehr, wie grossartig und mit welcher authoritaet er fremdes material zu interpretieren verstand. die modernisierungsexperimente sind fern, was bleibt sind stimmungsvolle 30 musikminuten fuer die blaue stunde. ali farka toure duelliert sich auf ali and toumani einmal mehr mit dem kora-virtuosen toumani diabate. toures stoisches blues-gitarrenspiel trifft auf diabates deutlich ueppigere harfen-kaskaden und ergibt ein instrumentalalbum, das man auch noch in einigen jahren gerne hoeren duerfte.

20.02.2010 im kino viel hype umgibt up in the air und tatsaechlich ist der film mit seiner komoediantischen hinterfragung des heutigen business-zeitgeists ein gutes stueck kino. doch meiner meinung nach beweisen spaetestens einige laengen zum schluss, dass auch regisseur jason reitmann nur mit wasser kocht. genauso toll wie sein ruf ist aber an education. die im england der 50er jahre angesiedelte geschichte einer mittelklasse-schuelerin, die auf einen lebemann hereinfaellt, ist so feinfuehlig geschrieben und gespielt, dass sie mitten aus dem leben gegriffen wirkt und doch nichts weniges als ein fesselnder kinofilm ist.

14.02.2010 schorsch & de bagasch - jedn dog so sehr ich es auch mag, hin und wieder einen angenehmen musik-abend mit schorsch hampel und seiner bagasch in einer muenchner livemusik-location wie dem backstage, hideout oder anton's zu verbringen, hatte ich mich trotzdem voll damit abgefunden, dass die band fuer immer eine kleine, lokale blueskappelle bleiben wird. doch auf einmal ist alles anders: das neue album 'jedn dog' trumpft auf mit deutlich mehr power, zusaetzlichen klangfarben aus rock, soul und pop, tollen songs und einer absolut souveraenen gesangleistung von schorsch himself. eine ueberraschung der willkommenen art!

13.02.2010 flashback im kino den neuen sherlock holmes-film von guy ritchie gesehen. der streifen mag zwar kein arthouse-kunstwerk sein, ist aber bestes popcorn-kino und hat mich dazu animiert, mir 'the complete penguin sherlock holmes' zu kaufen. ich bin gespannt, wie das wiedersehen mit arthur conan doyles stories, die mich mit 10, 12 jahren sehr faszinierten, heute so laeuft.

12.02.2010 art: 1 - heart: 2 ueber einen mangel an guter musik muss man sich in diesem jahr nicht beschweren. in dieser woche hatte ich es auf dem ipo sogar mit drei ausgesprochen guten alben zu tun. zum einen ist dies odd blood, das zweite album von yeasayer. wo die band mit ihrer mischung aus neo-psychedelik und exotischen sounds auf dem debut noch eindeutig indie war, regiert nun oftmals purer pop. songs wie 'madder red' und 'o.n.e.' zeigen dabei, was fuer ein potenzial yeasayer mit diesem richtungswechsel haben. +++ noch besser ist das comeback von 70s-legende und spoken word-pionier gil scott-heron. zum glueck praesentiert sich sein neues album i'm new here nicht als anbiederung an den hip hop-mainstream, sondern setzt musikalisch clever auf innovative elektro-sounds. vor allem mit soulfulligen lyrics, in denen er sich mit seinem seit den 80er jahren andauernden 'lost weekend' beschaeftigt, sorgt scott-heron dafuer, dass sein album nicht nur genug gedankennahrung bietet, sondern auch kraeftig unter die haut geht. +++ eine ruekkehr der sanfteren art bietet schliesslich sade. mit soldier of love erscheint mal wieder ein neues album der britin mit nigerianischn wurzeln, das auf den ersten blick ein bisschen nach autopilot klingt, aber spaetestens nachts mit ein paar glaesern wein eine ganz wunderbare wirkung entfaltet.

07.02.2010 von zlin nach brasilia wie der bundestag funktioniert und welche strategien es in der internationalen politik gibt, das ist alles ganz nett, doch mit am meisten haben mich bei meinem politikstudium die grossen entwuerfe interessiert: utopien wie platons 'staat', die von der perfekten harmonie sprachen, dafuer aber einen totalen anspruch erhoben. vielleicht ist es zum teil diese faszination, die in den letzten jahren mein interesse an moderner architektur geweckt hat. wie eine bestaetigung dieses gedankes wirkt die ausstellung zlin - modellstadt der moderne in der modernen pinakothek. schon durch mariusz szczygiels reportagenband 'gottland' war mir bekannt, wie der schuhhersteller bata das tschechische staedtchen zlin zwischen den weltkriegen zu einer beispiellos modernisierten fabrikstadt ausbaute. durch das bildmaterial der ausstellung erhielten kuriosiaeten, wie das in einen hochhauslift eingebaute mobile buero von jan bata noch einmal eine ganz andere ausdruckskraft. das alles ist faszinierend modern, aber auch gefaehrlich nah an den totalitarismen des letzten jahrhunderts. +++ im kino gab es schliesslich den film das leben ist ein hauch ueber das wirken der brasilianischen architekturlegende oscar niemeyer. auch hier bilden die beeindruckenden bauten der aus dem boden gestampften brasilianischen hauptstadt brasilia ein ensemble, das auf eine ambivalente weise fasziniert. die humanistische persoenlichkeit niemeyers und sein breitgefaechertes bauliches werk bilden allerdings einen willkommenen gegenpol.

04.02.2010 hot chip - one life stand bei der brit-euphorie der letzten jahre kam ich auch an den neo-synthipoppern hot chip nicht vorbei: mir gefiel die melancholie ihres 2006er hits 'boy from school', die verspieltheit des 2008er albums 'made in the dark' war mir allerdings zu nerdig. doch mit 'one life stand' haben hot chip bei mir nun voll ins schwarze getroffen. die platte kennt sich bestens in den clubs aus und macht doch keinen hehl aus ihrem herz. und neben jeder menge ohrwuermer demonstrieren hot chip auch souveraen ihre kompetenz mit elektronischer musik von kraftwerk ueber 90s rave bis hin zu aktuellen dubstep- und funky-sounds.

02.02.2010 new york, i love you mit episodenfilmen ist das wie mit compilation-alben: entweder ist das ergebnis oft zu heterogen oder die klasse der einzelnen beitraege nicht allzu gross. diese filmische liebeserklaerung an new york macht hier eine ausnahme: die episoden passen bestens zueinander, sowohl von der stimmung her wie auch von der multikulturellen schwerpunktsetzung. dabei gibt es jede menge hochklassiger beitraege, von mira nairs moment der transzendenz zwischen einem hindu und einer orthodoxen juedin, ueber brett ratner's wunderbar humorvolle abschlussball-geschichte und shekhar kapur's adaption einer im besten sinne des wortes arthousigen geschichte von anthony minghella, bis hin zu joshua marston hinreissender oldtimer-liebe. und dazu gibt es dann auch noch einen wunderbar urban klingenden, ethiopiques-getoenten soundtrack der grossartigen budos band.

31.01.2010 fool's gold - fool's gold meine beiden compilations ueber die afropop-anfaenge in paris und london haben mir vor augen gefuehrt, dass weltmusik nicht immer so gediegen und oeko-maessig war wie heute. vielmehr haben ex-punks in formationen wie den 3 mustaphas 3, les negresses vertes und mano negra exotische sounds aus fernen laendern in die popmusik eingefuehrt. schoen, dass meine these mit fool's gold und derem gleichnamigen debutalbum eine zusaetzliche bestaetigung findet: das 12-koepfige kollektiv aus kalifornien spielt auf den acht liedern der cd zentralafrikanischen gitarrenpop, aethiopischen soul, wuestenblues, tuareg-rock, sudanischen reggae und zwischendurch auch kletzmerartige balkan-sounds. zwar ist nicht jeder song ein ueber-kracher wie der opener 'surprise hotel', doch kann man sich der begeisterung und dem elan der gruppe nur schwer entziehen.

28.01.2010 rip j.d. salinger den 'faenger im roggen' musste ich mir erst als schullektuere aufzwingen lassen, bevor ich foermlich in dem buch aufging. und auch die anderen salinger-stories wie 'franny & zooey' wuchsen mir als teenager sehr ans herz. ich fand es damals faszinierend und vor allem auch sehr schade, dass salinger sich so abrupt zurueckgezogen und offensichtlich von der literatur verabschiedet hatte. nun ist der autor mit 91 jahren gestorben - wird jetzt alles veroeffentlicht werden, was sich in salingers schublade moeglicherweise ueber die jahre angesammelt hat? und wuerde ich mir das wirklich wuenschen? who knows... ich habe jetzt jedenfalls eine gelegenheit, um mal wieder 'raise high the roof beam' zu lesen.

24.01.2010 rip omm okay, ich muss zugeben, dass ich es erst anfangs etwas arg erwachsenenmaessig fand und es auch fast mehr spass macht, den observer online (bzw. ausgedruckt) zu lesen als ihn in seiner ganzen links-arrivierten glorie in england am kiosk zu kaufen. trotzdem ist das observer music monthly fuer mich in den letzten jahren zu einem der besten musikmagazine geworden, dem ich eine ganze reihe hochkaraetiger entdeckungen verdanke. heute ist nun die letzte ausgabe der monatsbeilage erschienen - dass einen die krise der medienbranche nicht nur selbst im beruf sondern auch noch in der freizeit treffen muss: wirklich aergerlich.

21.01.2010 britrock ist vielleicht tot, doch 2 gitarren, bass & schlagzeug werden nie aus der mode kommen. deshalb muessen die good shoes auf ihrem zweiten album no hope, no future auch gar nicht allzuviel tun, um zu gefallen: statt skizzen gibt es nun 10 vollwertige songs, man merkt der band ihre eingespieltheit an und der an die anfaenge von the cure erinnernde gitarrenrock des debuts wird nun durch einfluesse der fruehen talking heads ergaenzt. als sahnehaeubchen gibt es noch grossartige architekturfotografie als cover-art. +++ deutlich ehrfurchtgebietender ist hidden, das zweite album von these new puritans. zwar gab es auf dem debut schon verkopften indierock, doch mit einem hybrid aus zeitgenoessischer e-musik, martialischen r'n'b-beats, electroclash und minimal-pop haette man nicht unbedingt gerechnet. das ganze koennte ein uebles monster sein, doch sorgt eine wehmuetige grundstimmung dafuer, dass das album einen ganz eigenen reiz gewinnt.

17.01.2010 compilation baby viel vergnuegen machten mir in den letzten tagen zwei neue folgen der reissues-serie ethiopiques. waehrend teil 24 einmal mehr die 'golden years' der aethiopischen funk-, soul- und jazz-experimente der siebziger wuerdigt, gibt es auf teil 25 'modern roots' - aufnahmen von folksongs im soundgewand der 60er und 70er jahre. toll ist, dass die ethiopiques-serie damit nicht nur ihr qualitaetsniveau haelt, sondern - wie ungezaehlte beispiele von jim jarmusch ueber dengue fever bis hin zu k'naan zeigen - mittlerweile auch eine betraechtliche breitenwirkung entfaltet hat. +++ vielleicht lags am ethiopiques-vorbild, vielleicht am von afro-sounds gepraegten vampire weekend-album, jedenfalls habe ich mir nach einiger planungs- und recherche-zeit selbst zwei compilations zur entstehung des afropop in den 80er jahren zusammengebastelt. interessant: waehrend auf paris afropop - les années 1980 franzoesische producer afrikanische kuenstler in 80s-pop sounds kleiden, ist afropop in the uk - london in the 80s ein munteres kaleidoskop aus zentralafrikanischem gitarrenpop, suedafrikanischen chants und fruehen worldbeat-kuriositaeten. obs daran liegt, dass frankreich strikt auf assimilation und grossbritannien mehr auf multikulti setzt?

14.01.2010 wow, der sechste und angeblich 'wirklich letzte' teil von johnny cash 'american recordings' erscheint am 22. februar. ob 'ain't no grave' wirklich essentiell ist - oder doch nur leichenfledderei? mal schaun...

13.01.2010 wer zu frueh zu gut ist, hat spaeter mit ueberhohen erwartungen zu kaempfen. die filmregisseure joel und ethan coen sind dafuer ein klassisches beispiel: mit 'fargo' und vor allem 'the big lebowski' drehten sie filme, die mit ihrer form, ihrem ideenreichtum und ihrem skurillen humor eine klasse fuer sich waren. egal ob die beiden brueder es in den letzten jahren mit lustig ('intolerable cruelty', 'burn after reading') oder ernsthaft ('the man who wasn't there', 'no country for old men') versuchten - so gut waren sie nie wieder. doch ueberraschenderweise markiert a serious man nun die rueckkehr zur form: der film ueber die unerklaerbarkeit der weltlichen unwaegbarkeiten ist witzig, abgedreht und auf eine gewissermassen poetisch bis philosophische weise unendlich lakonisch. und jefferson airplanes 'somebody to love' klang auch noch nie so gut.

11.01.2010 vampire weekend - contra gleich zum jahresbeginn gibt es mit vampire weekends zweitem album die erste perfekte pop-platte des jahres. musikalisch ist alles ungeheuer clever: die vom debut bekannte mischung aus indie-, chamber- und afropop wird mit aktuellen elektronischen sounds erweitert. textlich waehnt man sich in einem film von wes anderson. zum glueck ist das alles nicht nur sehr geistreich, sondern auch mit jeder menge charm und begeisterung gemacht, so dass 'contra' schon jetzt eines der alben des jahres sein duerfte.

08.10.2010 im kino soul kitchen gesehen: symapthische loser in einer grossstadt-raeuberpistole aus dem multikulturellen hamburg, dazu ein astreiner soundtrack zwischen soul, alternative und bouzouki - ergibt unter dem strich definitiv einen der besseren filme von fatih akin.




06.01.2010
oft wurde sie empfohlen und auch ich wollte lhasa de selas musik schon oft entdecken. nun ist die saengerin mit nur 37 jahren an krebs gestorben. und ich muss feststellen: die drei alben, die sie hinterlaesst, sind wirklich einzigartig exotisch, atmosphaerisch und melancholisch.

nachtrag:
und soul-producerlegend willie mitchell hat's ebenfalls erwischt (immerhin mit 81) - das ist vielleicht ein jahresanfang.

05.01.2010 passend zum orthodoxen weihnachtsfest (und zu dreikoenig) hat meine russische lieblingsband akvarium ihren ersten weihnachtssongs veroffentlicht: 'christmas night' ('Рождственская ночь') setzt das qualitaetsniveau der letzten akvarium-cd 'pushkinskaya 10' fort, ist wunderschoen und kostenlos zu hier zu haben.

04.01.2010
die erste aufregende platte des neuen jahr(zehnts) ist da: contra von vampire weekend

03.01.2010 feiertags-roundup eine der positivsten nebenerscheinungen von weihnachten und den tagen danach: man kriegt viel geschenkt und hat auch genug zeit, sich mit den schoenen neuen sachen zu beschaeftigen. zum beispiel guy delisles comic-bericht aus 'pjoengjang'. wie schon in 'shenzhen' schafft es der comiczeichner, mit wenigen strichen interessante einblicke in fremde welten zu verschaffen. +++ gelesen habe ich ausserdem robert menasses 'ich kann jeder sagen' (grosse geschichte in kurzgeschichtenform, mal mehr, mal weniger interessant) und nick hornbys neuen roman 'juliet, naked' (exfreundin eines musikfanatikers lernt dessen seit langen jahren verschollenes songwriter-idol kennen. hornby siegt dabei mit guter idee und sympathischer umsetzung ueber schwache pointe). +++ eine musiknachricht der traurigen art war der selbstmord des us-indiesongwriters vic chesnutt am heiligen abend. sein stueck 'flirted with you all my life' liess mich erkennen, dass es sich dabei auch fuer die musikwelt um einen echten verlust handelt. chesnutt sollte ich mir bei gelegenheit noch einmal naeher anschauen. +++ als nachtrag zu den 'evolution of dub'-boxsets gab es nun noch joe gibbs 'african dub 1-4'. 'chapter 3' ist tatsaechlich ein besonderes schmankerl. +++ ebenfalls ein tolles boxset ist francophonic, das leben und und schaffen der kongolesischen musiklegende franco aus einer interessanten perspektive von den fuenfziger jahren bis in die achtziger verfolgt. +++ und dann ist da noch 'the people speak'. die compilation versammelt grossartige, engagierte songs von interpreten wie jackson browne, bruce springsteen, bob dylan, aber auch dem rapper lupe fiasco und ex-punk john doe in tollen akustik-versionen. umso besser, dass die compilation der soundtrack zu einem gleichnamigen film ueber das schaffen von howard zinn ist, der mit seiner 'peoples history of the united states' eine neue form der geschichtschreibung 'von unten' etablierte.

p.s. keine ahnung, wie ich das vergessen konnte: ein weiteres highlight waehrend der feiertage war das absolut grossartige bootleg greetings from buffalo, n.y., mitgeschnitten beim letzten konzert der aktuellen tournee von bruce springsteen und seiner e-street-band ende november. zu hoeren gibt es dreieinhalb stunden mitreissende rockmusik, die mich hoffen lassen dass es noch einmal ein live-wiedersehen mit der e-street-band gibt und ich so die chance halte meine verpatzte konzerterfahrung vom vergangenen sommer zu revidieren. +++ last but not least schenkte ich mir dann noch destiny street repaired, die cd-neueinspielung des zweiten albums von us-punkrock-original richard hell selbst zu weihnachten - ein nettes musikschmankerl inklusive originalautogramm von meinem namensvetter.

01.01.2010 na sowas: bei meinem gestrigen ausblick auf die highlights des jahres habe ich die fussball-wm komplett vergessen - und das obwohl der offizielle titelsong von meinem somalischen lieblingsrapper k'naan stammt!

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konzertkalender 2010

gesehen:
28.11. arcade fire (zenith)
22.11. plan b (freiheiz)
20.11. jenny&johnny/ vampire weekend (tonhalle)
8.11. paul smith (59to1)
1.11. i am kloot (backstage)
29.10. roses kings castles (atomic cafe)
27.10. spider murphy gang / status quo (olyhalle)
4.10. mystery jets (atomic cafe)
23.9. michael rother (admiralspalast, berlin)
12.8. vienna teng (altes pfandhaus, koeln)
22.7. gil scott-heron (muffathalle)
18.7. kris kristofferson (tollwood)
16.7. tamikrest & dirtmusic (ampere)
14.7. nas & damian marley (tollwood)
12.6. bob dylan (tipsarena, linz)
21.5. whitney houston (olympiahalle)
7.5. alicia keys (o2 arena berlin)
4.5. dengue fever (atomic cafe)
17.4. ludwig hirsch (philharmonie)
13.3. schorsch & de bagasch (anton's)
11.3. yeasayer (59to1)
23.2. get well soon (ampere)