25.06.2015 sechs wochen nach dem letzten roundup mal wieder ein update. musikalisch ging es mitte mai mit einer willkommenen afro-/reggae-schlagseite los. alpha blondy veroeffentlichte mit 'positive energy' einmal mehr ein hochklassiges roots-reggae-album. zwar haelt die platte nicht ganz das niveau der ersten lieder, unterstreicht aber den status von alpha blondy als heute wichtigsten fackeltraeger des klassischen, engagierten reggae. auf das aktuelle schaffen von sally nyolo, die ich vor mehr als 20 jahren tatsaechlich kurz persoenlich kennenlernte, machte mich eine konzertankuedigung der nzz aufmerksam. nyolo wurde darin in einem atemzug mit der von mir hochgeschaetzten angelique kidjo als eine der originellsten vertreterinnen afrikanischer popmusik gewuerdigt. und tatsaechlich ist 'tiger run', das ende 2014 erschienene aktuelle album der einstigen zap-mama-saengerin, eine gekonnte verknuepfung vordergruendig traditioneller toene, die bei genauerem hinhoeren von pop, jazz und franzoesischem chanson durchdrungen sind. und mit 'kilimanjaro' hat sally nyolo einen echten hit am start. aus italien meldete sich schliesslich das reggae-kollektiv africa unite mit dem als gratis-download veroeffentlichten album 'il punto di partenza' zurueck. die darauf zu hoerenden flirts mit dubstep sind fuer die bereits 20 jahre alte band durchaus gelungen, doch am besten gefallen mir die italiener, wenn sie kaempferische, blaeser-verstaerkte roots-nummern anstimmen, die im besten sinne an die fruehen ub40 erinnern.

eine echte musikentdeckung bescherte mir ernst molden in seiner 'wien mitte'-kolumne: das trojanische pferd bietet bestes indie-songwritertum mit einem punkigen unterton und muss dabei auch vor vergleichen mit internationalen stars des genres nicht zurueckschrecken. auf 'dekadenz', dem dritten album von das trojanische pferd, gibt es neben hochdeutsch gesungenen titeln erstmals auch ein paar lieder im dialekt, was im zusammenspiel mit dem ueberhaupt nicht volksmusikalischen sound einen spannenden kontrast schafft. im abschliessenden 'idiotenlied' sind dann schliesslich auch der nino aus wien und ernst molden (an der gitarre) mit von der partie.

anfang juni ging es dann in den urlaub. erst nach hamburg, dann in die luebecker bucht, zwischendurch nach kopenhagen und heim schliesslich ueber berlin. eine schoene rundreise, die neben einer reihe interessanter staedte - mein highlight war das gleichermassen traditionelle wie dynamische kopenhagen - bei mir auch neues interesse am ostseeraum insgesamt weckte. musikalisch begleiteten mich in den urlaub zunaechst florence and the machine. aus dem indie-umfeld von den mystery jets ist florence ja inzwischen zum globalen verkaufsstar avanciert. das merkt man auch ihrem album 'how big, how blue, how beautiful' an. auf der gefuehlsebene trifft mich das nicht immer, doch enthaelt die platte so manchen schoenen, staerker us-gefaerbten song. ein kontrastprogramm dazu bot das israelische weltmusik-kollektiv yemen blues. das zweite album der band 'insaniya' wurde von crossover-pionier bill laswell produziert und bietet tolle arabisch getoente musik, die mit einer mitreissenden rock-attituede daherkommt. weiter ging es im urlaub mit ffs, der zusammenarbeit zwischen franz ferdinand und den sparks. manchmal toente mir das gleichnamige album zu schraeg um der schrulligkeit willen, enthielt aber auch einige songs, in denen es den beiden bands gelingt, spannende atmosphaeren zu schaffen. schliesslich meldete sich aus senegal mit cheikh lo noch ein alter weltmusik-bekannter zurueck. sein neues album 'balbalou' bietet afropop mit hochkaraetigen arrangements und einer erfreulich grossen stilistischen offenheit.

zurueck aus dem urlaub, schlug das pendel wieder in richtung us-amerikanischer sounds aus: simi stone verfolge ich seit ihrer zusammenarbeit mit simone felice bei the duke and the king. auf ihrem debut liefert die saengerin aus woodstock soul- und popsongs mit angenehmen retro-einschlag und sympathisch persoenlichen texten. und ein paar ohrwuermer hat die huebsche dame ebenfalls am start. ein verspaetetes debut liefert auch das ehemann/frau-duo larry campbell & teresa williams ab. campbell kenne ich ja als gitarrist aus bob dylans tourband und so ist es auch keine ueberraschung, dass das duo ein munteres americana-potpourri von hoher qualitaet liefert. besonders gelungen sind die langsameren songs sowie das stuermische blues-cover 'keep your lamp trimmed and burning'.

meine jaehrliche dosis bob dylan live holte ich mir vor ein paar tagen bei einem trip nach bamberg ab. auch mit 74 jahren ist bei dylan veraenderung trumpf. zum einen ist erfreulicherweise nach laengerer kontinuitaet die setlist wieder in bewegung geraten. und zum anderen klang die musik wieder deutlich lebhafter als im vergangenen jahr auf tollwood, als dylan sein sinatra-album 'shadows in the night' vorwegzunehmen schien. die livepremiere des sinatra-stuecks 'i’m a fool to want you' sowie 'autumn leaves' waren denn auch zwei innig dargebotene highlights des konzerts. daneben uueberzeugte dylan mit einem bedrohlich stampfenden 'pay in blood', einem zurueckgenommenen 'early roman kings' und einem beruehrend klagenden 'forgetful heart'.

ebenfalls ein sehr erfreuliches live-erlebnis bot natalie prass im privatclub in berlin-kreuzberg. auf ihr gleichnamiges debutalbum machte mich der konzerttermin aufmerksamm, doch ging der gig noch einmal deutlich darueber hinaus. wo prass auf platte mit liebesdramen betoert, die mit ihren streicherarrangements den southern soul der seventies heraufbeschwoeren, gab es live einen deutlich kernigeren soul-sound, der eindrucksvoll eine lanze fuer die musikszene des new south brach.

ebenfalls am rande eines arbeitstrips nach berlin ging es im schoenen ambiente des kant kinos in charlottenburg in den brian-wilson-biopic love and mercy. die geschichte des beach-boys-masterminds und seiner daemonen ist stellenweise ganz schoen starker tobak, doch beruehrt mich - wie auch bei wilsons 2015er album 'no pier pressure' - wie es der musiker dennoch alles in allem geschafft hat, die kurve zu kriegen. spannend dazu ist auch ein aktueller artikel des us-rolling stone.