30.09.2014 nachdem ich in der nzz gelesen hatte, 'liebe unbekannte' von istván kemény koenne als 'satirisches seitenstueck zu péter nádas' 'parallelgeschichten'' betrachtet werden, habe ich mir das buch sofort gekauft - und wurde nicht enttaeuscht: wie nádas nimmt sich auch kemény viel platz fuer seine erzaehlung und entwirft mittels individueller momentaufnahmen ein abbild der groesseren geschichte. in 'liebe unbekannte' geht es um wenige tage, in denen sich der aufbruch des ich-erzaehlers tamás in die adoleszenz vollzieht, inklusive rueckblicken in dessen kindheit und vorausschauen bis zur gegenwart. als leser gewinnt man so nicht nur ein gespuer fuer die agonie im ungarn der 80er jahre, sondern erhaelt ueberhaupt eine alternative geschichtslektion, die sich von den 50ern bis in die 2000er jahre zieht. exkurse fuehren u.a. in die ungarische rocksubkultur der vorwendezeit, in das scheitern kommunistischer idealvorstellungen im banalen und in eine seelenbeschreibung des donauraums. nach mehr als 800 seiten ist der roman zuende, doch wuerde man gerne noch laenger in diesem erzaehlsog verweilen.