grippe-update in diesem herbst werde ich zum ersten mal zur grippeimpfung gehen, denn nachdem mich das thema bisher nur medial betroffen hat, durfte ich nun am eigenen leib erfahren, wie unangenehm und langwierig so eine influenza ist. nicht schoen. selbst das musikhoeren und lesen wollte mir nicht richtig spass machen. aber dann zog mein kultureller konsum doch noch so an, dass ich hier nun mit einem kleinen update aufwarten kann.



bereits in der maerzmitte fand junior marvin, musikalischer leiter von bob marleys wailers seit 1977, den weg auf meinen ipod. marvin hatte mich als leadsaenger und -gitarrist der marley-losen wailers band bereits mitte der 90er jahre bei einem reggae-festival beeindruckt und auch solo - die wailer haben sich mittlerweile in insgesamt drei formationen zerstritten - weiss marvin zu ueberzeugen: sein neues album 'smokin' to the big m music' bietet kraftvollen roots-reggae mit ausfluegen in funk- und jimi-hendrix-territorium. selbst das grauenvoll kitschige cover kann marvins beseelter performance nichts anhaben.



ebenfalls schon ein paar tage alt ist das neue axelle red-album 'rouge ardent'. die belgische saengerin hat sich darauf erklaertermassen auf die suche nach einem 'grossen' sound gemacht und ueberzeugt mit ihrem apart-herben flaemischen soul-appeal und feinen songs mit der adaequeten note melancholie. schoene wintermusik.



desweiteren sind in letzter zeit einige hoerenswerte compilations erschienen, allen voran die label-rueckschau 'change the beat - the celluloid story 1980 - 1987'. vortrefflich zeigt das franzoesische indie-label, wie nah sich anfang der 80er postpunks, fruehe hip-hopper und die beginnende weltmusik-szene waren. tracks wie 'the escapades of futura', den the clash zusammen mit dem graffiti-artisten futura 2000 aufnahmen, manu dibangos fetter 80ies-afrojam 'abele dance' oder die afrika bambaata, john lydon und bill laswell vereinende timezone-12-inch 'world destruction' stehen fuer jenes stil-mischmasch, das auch mich als teenager begeisterte: multikulti, bevor es von den spiessern auf allen seiten getoetet wurde.



eine art pendant zu der celluloid-retrospektive sind auch die ebenfalls beim reissue-label erschienenen beiden teile der compilation 'fac dance'. waehrend tony wilsons factory records meist fuer duesteren post-punk und andere klassische manchester-sounds bekannt ist, zeigen die mix-cds wie die acts des labels die new yorker dance-szene der fruehen 80er entdeckten und dabei selbst so manches elektronik-highlight produzierten.



von der aufmachung am beeindrucksten ist die auf herbert groenemeyers groenland-label erschienene compilation 'who's that man', die sich mit dem schaffen des musikproduzenten conny plank auseinandersetzt. vom krautrock geht es dabei direkt in richtung postpunk. allerdings haette man fuer das album neben den bekannten neu!-, michael rother- und daf-tracks ruhig ein paar etwas hoerbarere stuecke auswaehlen koennen. aber die 4cd-box plus booklet ist auf jeden fall sehr schon geraten ;-)



last but not least bin ich via eine absolut grossartige musikreportage des musikjournalisten john jeremiah sullivan ueber die reggae-ikone bunny wailer schliesslich auf joe higgs, einen der hidden heroes der jamaikanischen musikgeschichte, gestossen. higgs 72er album 'life of contradiction' ist wirklich ein aussergewoehnliches, auteur-haftes reggae-album, das ich in den letzten tagen nicht nur sehr gern gehoert habe, sondern dass bei mir auch mit ziemlicher sicherheit eine neue sammelleidenschaft begruenden duerfte.