neues aus down under


gerne habe ich als teenager an warmen sommerabenden eine platte aus entfernten gegenden der welt aufgelegt, das fenster weit aufgemacht und bin in gedanken der untergehenden sonne hinterher gereist. doch wie das so ist: man wird aelter, einige traueme verwirklicht man und andere verliert man auf dem weg. und auch bei der weltmusik ging es bald immer weniger ums entdecken moeglichst ausgefallener und spassiger sounds. stattdessen bekamen die puristen oberhand und es zaehlte nur noch die authetizitaet - ob die musik fuer den hoerer hier und jetzt relevant ist, wurde dagegen sekundaer. deshalb freue ich mich auch, dass ich mit dem australier geoffrey gurrumul yunupingu mal wieder eine echte entdeckung aus fernen landen machen durfte. seine gleichfalls gurrumul betitelte erste soloplatte koennte auch leicht eine klassische worldmusic-abzocke sein: zur sparsamen akustik-begleitung gibt es zwoelf einfuehlsam-melancholische songs zu hoeren, die auch bei starbucks bestens als hintergrundmusik passen wuerden. ach ja, der saenger ist zudem auch noch blind von geburt, und das duerfte jeden zynischen musik-pr-mann spaetestens im dreieck springen lassen. doch so einfach liegt der fall nicht: yunupingu ist im musikgeschaeft bereits ein alter hase, war mitglied der touring band der australo-rocker yothu yindi und leader der aborigine-formation saltwater band. und auch wenn die songs auf 'gurrumul' sehr harmonisch wirken, sollte nichts darueber hinwegtaeuschen, dass es sich um songwriter-preziosen erster guete handelt. das album ist einer dieser klassischen momente, wo ein musiker aus dem hintergrund hervortritt und sich mit seiner ganzen seele alleine vors publikum stellt. wer das verstehen moechte, sollte sich etwa die ersten takte des songs 'gurrumul history' anhoeren, wenn diese einzigartige, einfuehlsame und doch starke stimme ansetzt: 'i was born blind / and i don't know why'. in australien war 'gurrumul' eines der erfolgreichsten alben des letzten jahres und auch dem aussi-rocker david bridie blieben diese qualitaeten nicht verborgen: 'it is shameful that it has been such a long time since an indigenous australian artist has had any recognition and i think 'gurrumul' was the cd to do that.' was mich auch gleich dazu veranlasste, mir succumb, das aktuelle album des frueheren masterminds der australischen wave- und worldbeat-helden not drowning, waving zu besorgen: zehn packende songs zwischen munterem rock und gefuehlvollen piano-balladen, deren sound stets den weiten australischen horizont und die geographie der suedlichen hemisphaere in sich tragen.