auch wenn es schon eine weile her ist, war mein londontrip anfang 2005 mit den babyshambles-konzerten in der brixton academy und dem 100club musiktechnisch eines der higlights der dekade. aber warum gerade pete doherty und die babyshambles? sind doch kaiser chiefs eingaengiger und lustiger, maximo park intelligenter und bloc party naeher am zeitgeist dran. doch doherty hat etwas ganz eigenes, er spart sich nichts, seine wut ist authentisch. und genau das machte die libertines und spaeter babyshambles so speziell. neben dem 'sid viscious der noughties' gibt es bei doherty aber auch eine andere seite: den traurigen bohemien, den zu tode verzweifelten opium-raucher. vor allem in seiner zeit als kate-moss-freund gab es davon viel zu sehen. waehrend celebrity-magazine sich haemisch auf den zugedroehnten junkie stuerzten, versuchte doherty in seinen diaries und akustik-demos diesem lebenswandel jedoch eine poetische seite abzugewinnen. daran knuepft der inzwischen als 'peter' auftretende skandal-rocker nun auf seinem solodebut 'grace/wastelands' an. mit hilfe von stephen street, der schon als produzent des babyshambles-highlights 'shotters nation' brillierte, praesentiert sich doherty nun als melancholischer grossstadt-chansonier. england-nostalgien wie 'last of the english roses' treffen auf kunstbeflissene skizzen wie 'salome', dunkle 60s-reminiszenzen wie 'a little death around the eye' oder das einsame gefaengnis-lamento 'broken love song'. 'grace/wastelands' ist ein soloalbum, dem das kunststueck gelingt, vollkommen anders als das band-oeuvre von doherty zu klingen und doch genauso charakteristisch und treffsicher zu sein. indem auf dem album song-ideen, die teilweise bereits seit mehreren jahren herumgeisterten, endlich ihre endgueltige gestalt erhalten, duerfte 'grace/wastelands' wohl auch den endpunkt der wilden jahre dohertys (und vielleicht auch der britrock-aera der letzten jahre) markieren. vor kurzem ist der mann 30 geworden und nun frei fuer neue ideen - tatsaechlich war in den letzten tagen bereits die rede von einer allfaelligen libertines-reunion...
