als ich 1994 - ueber das radio, so war das damals noch! - auf angelique kidjo und ihr album 'ayé' stiess, war ich in sachen weltmusik schon fast ein alter hase. aber so einen sound hatte ich noch nicht gehoert: das war keine fusion zwischen afrikanischer und westlicher musik, sondern purer pop made in africa. die art und weise, wie angelique kidjo ihre songs rueberbrachte, hatte so viel energie und frische, dass es einen foermlich umhaute. seitdem war ich ein treuer fan der dame aus benin: nach dem 1996er album 'fifa' folgte ein triumphales erstes konzert in muenchen; mit 'oremi' startete kidjo 1998 eine album-trilogie, die sie bis 2004 in die afrikanische diaspora in die usa, nach brasilien und in die karibik fuehrte; danach war die saengerin in den augen der welt zur nachfolgerin von 'mama africa' miriam makeba geworden und konnte mit den star-gespickten alben 'djin djin' und 'õÿö' die fruechte ihres ruhms einfahren. so sehr ich auch die raffinesse schaetzte, die kidjo in den jahren dazugewann, vermisste ich dabei doch manchmal die frische, die ihre ersten alben auszeichnete. umso erfreulicher ist es, dass die saengerin mit ihrer neuen, parallel zu ihrer autobiographie 'spirit rising' entstandenen platte 'eve' wieder zu ihren pop-qualitaeten zurueckkehrt. vor allem die ersten fuenf lieder kommen mit grossartiger power und lebensfreude daher. danach demonstriert kidjo u.a. in fusion-titeln mit dem kronos quartet und den luxemburger philharmonikern ihre ganze klasse, um das album wieder mit zeitgemaessen afrikanischen popsongs abzuschliessen. 'eve' ist fuer mich damit genau die angelique-kidjo-platte, auf die ich im prinzip seit dem ende der neunziger jahre gewartet habe.



wo ich mich schon als fan oute, ueberrascht es auch nicht, dass ich die autobiografie 'spirit rising - my life, my music' mit grossem interesse gelesen habe. vor allem die passagen, welche die ersten musikalischen gehversuche von kidjo in benin, ihre flucht nach frankreich und den start ihrer internationalen karriere behandeln, fand ich besonders spannend. ueberrascht hat mich, wie sehr die saengerin, die mit einem franzosen verheiratet ist, in den usa lebt und wie kein anderer afrikanischer interpret ueber ihre kulturellen grenzen hinausgeht, in dem buch ihre afrikanische identitaet betont. gerne haette ich kidjo als eine jener 'vaterlandsverraeterinnen' gesehen, die befreit von kulturellen und nationalen zwaengen zu einer wirklich kosmopolitischen identitaet finden. nicht umsonst fasziniert mich in dem buch am meisten das foto, das kidjo unmittelbar vor der ausreise nach frankreich - und in die dort wartende ungewisse zukunft - zeigt. doch die kuenstlerin setzt den akzent auf ihre liebe zu afrikanischen kulturtraditionen, auf die wertschaetzung von familienzusammenhalt und gemeinschaftsgefuehl sowie auf ein positives gegenbild zu der vorherrschenden katastrophenwahrnehmung des afrikanischen kontinents - und gibt mir damit zu bedenken, meine offenheit nicht zu verlieren.