update erst urlaub, dann krank. aus einer urspruenglich geplanten auszeit von zwei wochen wurden so schnell vier wochen - und damit jede menge stoff fuer ein etwas ausfuehrlicheres kultur-update.

was neue musik betrifft, fange ich am besten mit willie nile an. der new yorker rock'n'roll-poet setzt auch auf dem neuen album 'american ride' seine vor sieben jahren mit 'streets of new york' begonnene kuenstlerische wiederauferstehung fort. einmal mehr treffen bildkraeftige songtexte à la dylan auf kraftvollen rock irgendwo zwischen springsteen und the clash:



ein weiteres tolles songwriter-album liefert joseph arthur mit 'the ballad of boogie christ' ab. dabei handelt es sich bei den 12 nun digital veroeffentlichten songs erst um den 'ersten akt' einer 24 songs umfassenden, fuer september geplanten doppel-cd. bei so viel stoff sind gelegentliche laengen nicht unvermeidbar, doch groesstenteils bietet der in brooklyn ansaessige songwriter erstklassige ware: texte, die mit wortkaskaden und bildgewalt auftrumpfen, grosse melodien und dazu eine packende darbietung, die keinen rock-fan unberuehrt laesst.



unter der sommersonne der balearen entfaltete auch 'the weight of your love', album nr. 4 der editors, eine durchaus angenehme wirkung. die dringlichkeit der fruehen tage hat die band zwar offensichtlich verloren, dafuer gibt es nach dem etwas halbgaren vorgaengeralbum nun immerhin wieder solide durchkomponierte songs.



zurueck zuhause wusste der keller steff seinen status als mein inzwischen liebster heimischer act zu bestaetigen. 'langsam pressiert's', das dritte album des liebenswert durchgeknallten liedermachers aus dem chiemgau bietet eine gute mischung aus hochtourigen, ueberraschend rockigen nummern und stimmungsvollen akustik-tracks. hoerproben gibt's hier.

ueber den grossartigen blog okayafrica bin ich auf alysha brilla, tansanisch-kanadische amy-winehouse-wiedergaengerin aus ontario, gestossen. neben amy erinnert die singer-songwriterin auch an nelly furtado und susanna hoffs, bietet auf ihrem album 'in my head' aber dennoch einen angenehm eigenstaendigen jazzig-souligen akustik-pop.



krank@home hatte ich von dem schoenen sommerwetter der letzten tage nicht allzuviel, doch auch wenn man das bett huetet, bietet sich reggae als begleiter fuer strahlende sonnentage an. gerade recht kam da die die neue ep 'dub don't live here anymore' des britischen kollektivs dub colossus. die bislang stark ethio-jazz-inspirierten sounds der band bleiben fuer einmal aussen vor, dafuer gibt es grossstaedtischen dubreggae mit einfluessen aus funk, jazz und afrobeat.



als positive musikalische sommer-ueberraschung erwies sich schliesslich das comeback von razorlight-frontmann johnny borrell. wer haette gedacht, dass ausgerechnet der als grossmaul bekannte britrocker das feingefuehl hat, seine ziemlich pompoesen, zwischen fruehem rock'n'roll, doowop und dexys midnight runners angesiedelten neuen songs in abgespeckt-luftigen arrangements zu praesentieren? doch auf 'borrell 1' (referenz an den post-beatles paul maccartney?) tut der razorlight-gruender genau das und schafft mit seiner auf piano, saxophon und lagerfeuer-percussion reduzierten franzoesischen backing-kombo zazou einen originellen und lebensfrohen sound.



neben soviel musik aus der konserve schaffte ich es zwischendurch noch auf das konzert von beady eye im backstage. liam gallagher's extreme coolness wirkte auf der buehne der konservendosengrossen backstage-halle zwar etwas gewoehnungsbeduerftig. doch das begeisterte publikum und der aussergewoehnlich animierte ex-oasis-frontmann sorgten fuer ein tolles rock-konzert, das die vom beady-eye-album 'be' signalisierte rueckkehr zur form eindruecklich bestaetigte.



schliesslich hatte ich in den letzten wochen auch einige zeit zu lesen: martin suters neuer krimi 'allmen und die dahlien' erwies sich als die erwartet anregend-leichte urlaubslektuere; mit ray bradburys 'fahrenheit 451' schloss ich nicht nur eine bildungsluecke, sondern entdeckte fuer mich auch einen ebenso packenden wie klarsichtigen autor; 'the autobiography' von saenger rod stewart entpuppte sich als ueberdurchschnittlich gut geschriebenes, humorvolles stueck rock-biografie, das auch die laengst vergessenen musikalischen meriten seines schoepfers in ein - verdientermassen - guenstiges licht rueckt; ebenfalls eine bildungsluecke habe ich mit dem 'gattopardo' von giuseppe tomasi di lampedusa geschlossen, aber mehr noch einen absolut begeisternden und hinreissenden roman genossen; und schliesslich bot die grossartige chimamanda ngozie adichie mit ihrem neuen roman 'americanah' fundierte, kontinentuebergreifende einblicke in das 'heisse' thema rasse - und das mittels eines glaenzend geschriebenen romans.