manchmal faellt der groschen erst etwas spaet: da bin ich gerade beim neil young konzert in der waldbuehne berlin angekommen, als auch schon die vorband anfaengt. der gitarrenlastige bluesrock des openers liegt gar so weit vom crazy horse-sound entfernt und klingt bestens eingespielt. obwohl die band ziemlich nach alten saecken ausschaut, beschliesse ich also mir das ganze aus der naehe anzusehen. auch der zweite song ist nicht schlecht und der dritte sogar noch besser: 'will the wolf survive' - moment, sind das nicht ... los lobos?! hut ab vor neil young, mit den kalifornischen tejano-rockern hat er sich eine der besten bands ueberhaupt als opening act eingeladen. das scheint auch der mann am mischpult zu bemerken und kurioserweise wird der anfangs exzellente sound im laufe des sets von los lobos immer durchwachsener. dennoch freue ich mich, dass ich die band - ganz schoen gealtert, aber auf den zweiten blick eine ansammlung von big-lebowski-artigen typen - endlich einmal live sehe. zum abschluss gibt es den signature song der band, 'la bamba', noch in einer ausgedehnten und fast schon mit punkiger energie aufgeladenen version.



nach einiger wartezeit folgen dann neil young und crazy horse. in seinem buch 'waging heavy peace' ist die wiedervereinigung mit crazy horse ja so etwas wie die alles loesende conclusio: young ist ende 60, nach dem start in ein abstinenzler-dasein fuerchtet er um seine kreativitaet und da erscheint ihm das zusammenspiel mit seiner fuer harten rock und mystische feedback-orgien beruehmten garagen-kombo crazy horse als eine quasi-karthatische wiederbelebung. wenn man neil young und seine drei bandkollegen - rhythmusgitarrist poncho sampedro, bassist billy talbot und schlagzeuger ralph molina - sieht, kann man das schnell nachvollziehen. ab dem ersten song performen die vier trotz der grosszuegigen weite der buehne in einem engen kreis, die gitarren bleiben bis auf wenige ausnahmen auf das maximum aufgedreht und young laesst sich in seinen charakteristischen gitarrensoli von der begeisterung des moments weit wegtragen. auch wenn ich weiterhin eher ein neil young outsider bleibe, ist das doch sofort als einer der absolut charakeristischen rocksounds identifizierbar. neben klassikern ('love and only love', 'powderfinger', 'cinammon girl') gibt es zu meiner freude vor allem stuecke des letztjaehrigen albums 'psychedelic pill', von denen vor allem 'walk like a giant' und 'ramada inn' noch grossartiger klingen als auf platte. schoen ist auch der neue song 'hole in the sky' sowie der solo-akustikteil mitten im konzert, bei dem young neben 'heart of gold' und 'singer without a song' auch ueberraschend bob dylans 'blowin' in the wind' covert - eventuell sogar die beste live-version, die ich je von dem song gehoert habe. zum abschluss gibt es dann 'hey hey, my my (into the black)', aber da mache ich mich dann auch schon wieder auf den weg ins hotel. denn soviel sympathie ich inzwischen auch fuer neil young habe und so gut das konzert auch war: zu einem echten die-hard-fan werde ich offensichtlich nicht mehr.