dass david remnicks grossartiges stueck longform-journalismus 'we are alive - bruce springsteen at sixty-two' in italien als buchveroeffentlichung im verlag feltrinelli erschienen ist, schien mir ein gutes omen fuer den auftritt von springsteen und seiner e-street band im muenchner olympiastadion. dennoch gab es im vorfeld durchaus skepsis: mit regenwetter hatten wir ja notfalls gerechnet, aber dass es ende mai gleichzeitig nass und schweinekalt sein wuerde, war eigentlich nicht abzusehen. dank der guten dienste der olympiapark gmbh hatten schliesslich wenigstens einige von uns ein trockenes (und einmal mehr wunderschoenes - danke, guenter behnisch) dach ueber uns. doch nicht nur auf die persoenlichen belange, auch auf das konzert wirkte sich das muenchner winterwetter mitten im sommer aus. bruce springsteen wurde seinem image als mann des volkes gerecht und bemuehte sich um ein witterungsgerechtes programm: auf den solo-auftakt mit dem ccr-klassiker 'who'll stop the rain' (einer von zwei john fogerty-songs - zum konzertende gab es noch 'rockin' all over the world') folgte eine setlist, die weitgehend auf sentimentalitaeten verzichtete und stattdessen treibende rock-klaenge zum warmbleiben bot. bereits mit dem dritten stueck, dem schoen druckvollen 'born in the usa'-outtake 'my love will not let you down', hatte mich der boss in der tasche. nach ersten highlights wie 'rosalita', 'wrecking ball' und 'spirits in the night' gab es fuer das tapfere muenchner publikum dann etwas besonderes: das album 'born in the usa' - komplett und 'from start to finish'. man koennte jetzt darueber philosophieren, ob so eine 12-teilige songsequenz nicht auch ihre laengen hat und ein abwechslunsreicheres potpourri dem vorzuziehen waere. ich aber freute mich ueber meine springsteen-premieren von songs wie 'cover me', 'i'm on fire' oder 'my hometown', die schon lange zu meinen favoriten zaehlen. nach 'born in the usa' ging es direkt ins finale (die pause vor der zugabe ersparte springsteen der regengeplagten meute) und blieb die drehzahl weiterhin hoch: das riff von 'badlands' traf genau ins schwarze, 'born to run' verstroemte lebenshunger und '10th avenue freeze-out' markierte die exakte mitte zwischen party-stimmung und der erinnerung an die bereits in den rock-himmel entschwundenen mitglieder der e-street band. genau diese menschlich-unpraetentioesen gesten drueckten dem auftritt von springsteen auch dieses mal wieder einen unverwechselbaren stempel auf - ebenso wie der spass am enthemmten rock und der fuer ein stadionkonzert oft erfreulich ungehobelte sound. nicht zu vergessen schliesslich auch die grossartigen rock'n'roll-archetypen der e-street band wie 'professor' roy bittan, der grosse kleine nils lofgren und der sein fieses grinsen waehrend der ganzen drei konzertstunden nicht ablegende 'little steven' van zandt. und wenn ein springsteen-konzert bei so unwirtlichen wetter schon so viel spass macht, muss man sich um die naechste begegnung mit dem boss keine sorgen machen.