als musikfan, der reggae nicht nur als rein museale angelegenheit betrachtet, hat man es nicht leicht. die meisten neuerscheinungen froenen entweder brachialen ragga-toenen oder dem bewaehrten marley retrosound. umso positiver ist es, dass mit alpha blondy einer der heute profiliertesten rootsinterpreten nur zwei jahre nach seinem bisher letzten album 'vision' ein neues werk vorlegt. eigentlich bevorzuge ich ja eher die 'kleineren', melodischeren alben des saengers von der elfenbeinkueste, zu denen die aktuelle cd 'mystic power' eindeutig nicht zaehlt: rund die haelfte der songs zielt mit markigen rockgitarren erkennbar auf die gewohnheiten des franzoesischen musikmarkts (subtilitaet ist nicht gerade eine staerke der grande nation). immerhin gibt es auf dem album aber auch wunderschoen zeitlose roots-singalongs wie 'crime spirituel', 'france a fric' und 'ouarzazate'. daneben hat die politische krise nach den letzten wahlen in cote d'ivoire alpha blondy eine neue dringlichkeit verliehen. der saenger gibt sich zwar als anhaenger der gesamtstaats-ideologie des gestuerzten ex-praesidenten gbagbo zu erkennen, ruft seine landsleute jedoch zur versoehnung auf und spannt dazu im - kurioserweise an die suedafrikanische reggae-legende lucky dube erinnerndem - 'reconciliation' sogar mit seinem bisherigen widerpart tiken jah fakoly zusammen. so muss reggae! und zu den ersten fruelingstagen passt das auch ausgesprochen gut.