wenn man mehr ueber das aeussere erscheinungsbild einer musikerin schreibt als ueber ihre kuenstlerischen qualitaeten, begibt man sich als rezensent schnell aufs glatteis. doch im fall von esperanza spalding liegt die vermutung mehr als nahe, dass ihr gewinnendes aeusseres ihrer karriere foerderlich war. denn es passiert nicht jeden tag, dass eine kontrabass spielende jazzmusikern bei den grammys abraeumt. und auch fans wie us-praesident obama hat nicht jeder moderne jazzkuenstler vorzuweisen. dennoch waere es grundfalsch esperanza spalding auf das adjektiv 'huebsch' zu reduzieren. wie sich bei ihrem muenchen-auftritt in der (mit einem grandiosen 50er-jahre-ambiente aufwartenden) alten kongresshalle zeigt, ist esperanza ein sinnliches gesamterlebnis: die frau ist wunderschoen mit ihrem neckisch hochtoupierten afro und ihrem gertenschlanken koerper in einem entzueckenden sommerkleid. dazu kommt ein beeindruckendes technisches koennen sowohl am e-bass wie auch am maechtigen kontrabass, mit dem esperanza spalding fortlaufend zu tanzen scheint. und schliesslich hat die dame auch noch eine absolut treffsichere und einschmeichelnd klingende stimme. das waere fast zu viel perfektion auf einmal, doch hat die natur zum glueck bei esperanza mit einer markanten zahnluecke fuer einen charmanten gegenakzent gesorgt. musikalisch setzten spalding und ihre elfkoepfige band an dem abend ganz auf das aktuelle album 'radio music society'. das bedeutete zumeist zugaenglichen stoff im songformat, der den beteiligten dennoch genug freiraum liess, um sowohl ihre individuelle instrumental-brillianz wie auch ihren bezug zu diversen modernen jazz-spielarten unter beweis zu stellen. bisweilen erinnerte das - zwar nicht vom sound, aber von der perfektion des gesamteindrucks her - an die junge whitney houston oder alicia keys, die beide ebenfalls gelegentlich fuer zu viel glattheit kritisiert wurden. doch waere das nur sinnlose maekelei. und so lohnte es sich vielmehr, dieses wunderbare konzerterlebnis ohne vorbehalte zu geniessen.