vor ein paar jahren habe ich mit einer reihe von compilations versucht, den 'sound einer stadt' festzuhalten. und ich bin nach wie vor ueberzeugt, dass staedte ihren klang haben: hamburg indiepop und hiphop mit hanseatischer cleverness, die rhein-/ruhr-region breite rocksounds fuer die arbeitenden massen und muenchen sein 'mia san mia'-gefuehl in form von rock'n'roll, blues und funk. meine naechstgelegene lieblingsstadt wien wiederum entwickelte ueber die jahre eine pop-sprache, die zwischen der wesensverwandschaft mit den musikalischen geschichtenerzaehlern der usa und dem breiten schmaeh kraftvoller rhythm and blues-klaenge schwebte. seit einigen jahren ist dazu noch die kategorie des sogenannten 'neuen wienerlieds' gekommen, mit der ich mich aber erklaertermassen etwas schwer tue. wo mir die strottern zu intellektuell sind, wirkt mir das kollegium kalksburg zu kleinkunstartig. lediglich die jazzig-souligen 5/8erl in ehr'n konnten mich in diesem jahr sowohl mit ihrer platte 'gut genug fuer die city' wie auch live im vereinsheim ueberzeugen. in eine aehnliche richtung, wenn auch merklich subtiler, zielen martin spengler und die foischn wiener. mit ihrem debut-album 'die liebe, da dod und de aundan gfrasta' ist spengler und seinen mitstreiter(inne)n nun eine absolut grossartige wien-platte geglueckt: im eingangssong 'ins schwoazze mea' entwickelt der donau-strom einen poetisch-fatalen sog, in 'es is zeit' ziehen schatten ueber den prater und der 'schokoladnwind' weht im gleichnamigen song von der im stadtbezirk ottakring angesiedelten manna-fabrik. die texte wecken assoziationen an ludwig hirsch (an den auch das cd-cover erinnert), zitieren rilke und geben sich als nachkommen klassischer wienerlieder zu erkennen. passend dazu durchweht ein leicht sinistres akkordeon die musik, lassen die weiblichen backing vocals die suesse des soul erspueren und profiliert sich martin spengler als sensibler interpret zwischen lebenserfahrenem liedermacher, wiener soulbrother und jazz-crooner. lediglich der etwas arg saubere sound des albums steht manchmal im kontrast zur deutlich ungeordneteren wiener realitaet. aber spaetestens wenn spengler und seine foischn wiener auf 'schlof kindal' das bekannte kinderlied adaptieren, ist solche kritik bei mir sofort wieder vergessen.