mercedes sosa

1991 haette ich nirvana hoeren koennen und voll auf grunge abfahren. natuerlich gefiel mir das auch, aber mehr noch suchte ich nach musik aus der 'echten' welt, am besten mit einer politischen botschaft. jemand, bei dem ich das fand, war die argentinische folk-saengerin mercedes sosa. das layout ihrer beim marburger label tropical records erschienenen platten war zwar etwas verstaubt, doch wenn sosa ihre vertonungen von gedichten von garcia lorca und neruda mit kraftvoller stimme zum besten gab, klang das - im wahrsten sinne des wortes - revolutionaer. auch live habe ich die saengerin in dieser zeit gesehen, im circus krone in muenchen. bereits damals war 'la negra' keine ganz junge frau mehr, aber mit ihrem charisma, der ueberzeugt linken haltung und ihrer grossartigen stimme riss sie das publikum mit. bei sosas version von milton nascimentos 'maria maria' sang das publikum mindestens so laut wie bei einem rockkonzert mit. man spuerte, dass das nicht nur einfach musik war, sondern eine kuenstlerin, die mit ihrer staerke einen wichtigen beitrag zum kampf gegen die argentinische militaerjunta der 70er jahre geleistet hatte. in den letzten jahren verlor ich mercedes sosa leider ein bisschen aus den augen - zum teil weil die saengerin aus gesundheitlichen gruenden kuerzer trat, zum teil aber auch weil meine musikalischen interessen in andere richtungen gingen. vor ein paar tagen habe ich mir nun steve soderberghs 'che - guerilla' angeschaut und wusste es gleich: das zum abspann gespielte lied stammte von sosa. ich nahm mir vor, mal wieder musik von ihr zu hoeren, vielleicht das dieses jahr erschienene duett-doppelalbum 'cantora'. nun habe ich einen guten, aber traurigen grund, meinen vorsatz zu verwirklichen: mercedes sosa ist in buenos aires 74jaehrig gestorben. ich erinnere mich an eine einzigartige kuenstlerin, die nicht nur das herz am rechten fleck, sondern auch jede menge mut hatte.