bob dylan - together through life


nach den schwierigen 80er jahren und einem holprigen start in die 90er hat bob dylan sowohl seinen output wie auch dessen allgemeine wertschaetzung in den vergangenen jahren auf bemerkenswerte weise konsolidiert. so fand dylan nicht nur wegen seiner letzten, ungeheuer text- und klangstarken alben 'love and theft', 'modern times' sowie der compilation 'tell tale signs' anerkennung, sondern auch fuer seine autobiographie 'chronicles vol. 1' und die originelle woechentliche radioshow 'theme time radio hour'. selbst live zeigte sich dylan zuletzt ueberraschend zugaenglich und konsistent. fuer alle, die wie ich auch fans der unberechenbaren und sprunghaften seite der songwriter-legende sind, war es somit aber auch wieder einmal hoechste zeit fuer einen erneuten kurswechsel. nur ein gutes halbes jahr nach 'tell tale signs' kommt dieser nun in gestalt des neuen albums 'together through life'. wo es auf 'tell tale signs' noch wortgewaltige instant-klassiker wie 'cross the green mountain' und 'red river shore' gab, praesentiert sich 'together through life' auf den ersten blick nun als lockeres fruehlings-album: kein song ist laenger als fuenf minuten, die texte behandeln in betont einfachen versen romantische themen und mit dem akkordeon von los lobos-gruender david hidalgo erhaelt der dylan-sound einen frischen texmex-touch. und da auch dylan selbst sich in bester laune zeigt, mal angriffslustig knurrt, mal dem hoerer honig ums maul schmiert, wuerde auch das schon fuer eine gelungene platte reichen. doch merkt man schnell, dass 'together through life' von einem subtext durchzogen wird, der mindestens genauso duester und abgeklaert ist, wie es dylans letzte alben waren. wo auf 'together through life' der eros besungen wird, ist auch sein gefaehrte thanatos nicht weit: auf die liebeserklaerung 'we'll keep on lovin' pretty baby / for as long as love will last' folgt die kehrzeile 'beyond here lies nothin' / but the mountains of the past'; das luesternde 'you are as porous as ever / baby you can start a fire / i must be losing my mind / you're the object of my desire' kulminiert in 'i feel a change comin' on / and the fourth part of the day's already gone'; im abschliessenden 'it's all good' gewinnt der subtext schliesslich zynisch oberhand: 'brick by brick they tear you down / a teacup of water is enough to drown / you oughta know if they could they would / whatever goes down / it’s all good'. doch ist es gerade dieses wechselspiel zwischen oberflaechlicher suesse und sich darunter oeffnenden untiefen, das den reiz von 'together through life' ausmacht und dafuer sorgt, dass auch dieses im vergleich zu den letzten dylan-platten etwas untergeordnete album zu einem ganz grossen werk wird.