bruce springsteen - working on a dream

wie dave marsh in seinem beeindruckenden springsteen-panorama 'two hearts' schreibt, war der 'boss' nach der veroeffentlichung des sperrigen soloalbums 'the ghost of tom joad' mitte der neunziger jahre in eine kreative krise geraten. zwar trommelte er die e-street-band wieder zusammen und bewies, dass seine rock-power und das buehnencharisma ungebrochen waren, doch sieben lange jahre gelang es springsteen nicht mehr, im studio veroeffentlichungswuerdige musik zu produzieren. erst die zusammenarbeit mit produzent brendan o'brien fuehrte dazu, dass der 'boss' 2002 mit 'the rising' zurueckkehrte und in den darauffolgenden jahren die alben 'devils and dust' und 'magic' herausbrachte (sowie das folk-projekt 'the seeger sessions'). zwar waren diese platten nicht schlecht und die songs durchaus solide gestrickt, doch hatte man stets den eindruck, springsteen bemuehe sich vor allem wie springsteen zu klingen. und auch o'brien, der zuvor mit pearl jam und rage against the machine gearbeitet hatte, leistete dem 'boss' mit seinen ueber-komprimierten drum- und gitarren-sounds nur einen recht fragwuerdigen modernisierungsdienst. umso mehr erweist sich die nur rund ein jahr nach 'magic' erscheinende vierte springsteen-o'brien-zusammenarbeit als eine echte offenbarung. eroeffnet wird das album vom achtminuetigen 'outlaw pete', einer breit angelegten ballade ueber die unmoeglichkeit seine taten hinter sich zu lassen. der song verbindet klassische americana und opulente instrumentierung mit jeder menge rockpower und laesst die acht minuten wie im flug vergehen. es folgt highlight auf highlight: mitreissende rocker wie 'my lucky day' und 'what love can do', die stampfende blues-nummer 'good eye', sonnige midtempo-tracks wie 'working on a dream' und 'surprise, surprise' sowie die beruehrenden akustik-songs 'the last carnival' und 'the wrestler'. doch nicht nur die songs sind springsteen besonders gut gelungen, vielmehr ist die produktion der star des albums: endlich laesst brendan o'brien ein schlagzeug wie ein schlagzeug klingen, bietet einen grossartig kernigen bass-sound, legt schichten von gitarren aufeinander und raeumt auch chor- und orchester-arrangements ausreichend platz ein. mehr als einmal fuehlt man sich dabei an die klangwelten eines brian wilson erinnert, doch behaelt springsteen bei aller soundbreite stets sein rock-feuer. der 'boss' klingt zwingend wie seit jahren nicht mehr und hat mit 'working on a dream' den lange gesuchten neuen springsteen-sound gefunden (wobei auch bereits klassiker wie 'born to run' stets beides waren: rock-infernal und drei-minuten-symphonie). und schlussendlich ist wieder einmal alles eine frage des timings: denn dass springsteen seine kuenstlerische wiedergeburt genau zum ende der schwierigen bush-jahre und zeitgleich zur amtseinfuehrung von barack obama erlebt, ist wohl mehr als nur ein zufall.