urlaubs-update wenn man sich fuer zwei wochen in ein 'krisen'-land wie italien aufmacht, ist man es wenigstens schuldig, sich mit der situation vor ort zu befassen. ich habe versucht, dem durch die lektuere zweier buecher genuege zu tun: zum einen 'storia della mia gente' von edoardo nesi, das ich mangels deutscher uebersetzung in der exzellenten us-ausgabe des verlags other press las. bis 2004 war nesi in einer doppelrolle als literat und erbe des familiaeren textilbetriebs taetig. in 'the story of my people' berichtet der schriftsteller ueber die gruende, die ihn zum verkauf seines unternehmens zwangen: globalisierung, die ruinoese italienische wirtschaftspolitik und der allgemeine niedergang des westeuropaeischen marktwirtschaftlichen modells. nesis buch ist dabei ein gluecksfall eines non-fiction-titels, der so glaenzend geschrieben ist, dass man ihn wie einen roman verschlingt. um diese bestandsaufnahme der nullerjahre in der gegenwart fortzusetzen, widmete ich mich dann dem gespraechsband '5 sterne', in dem sich beppe grillo, dario fo und gianroberto casaleggio ueber die gleichnamige bewegung austauschen. auch wenn ich nicht mit allen ideen der 'grillini' uebereinstimme, haben die 'cinque stelle' von der internatbasierten direktdemokratie ueber ein nachhaltigeres wirtschaften bis hin zur konsequenten korruptionsbekaempfung viele gute ansaetze. und vor allem - im gegensatz beispielsweise zu den deutschen piraten - einen charismatischen und visionaeren anfuehrer. schade, dass man ueber diese spannende politische bewegung bei uns sonst nur sehr wenig und sehr einseitig informiert wird.

auf dem ipod begleitete mich zunaechst 'another self portrait', teil 10 von bob dylans 'bootleg series' in den urlaub. geboten wird eine unglaubliche materialfuelle: 35 outtakes des umstrittenen fan-vergraulungs-albums 'self portrait' von 1970 sowie der angrenzenden einspielungen 'nashville skyline' und 'new morning'. zudem gibt es das komplette 18-song-set von dylan und the band beim 1969er isle of wight-festival. wie bei vielen vergleichbaren veroeffentlichungen, geht es auch bei 'another self portrait' um historischen revisionismus: abgespeckte akustik-versionen sollen belegen, dass dylan 1969/70 keinesfalls musikalischen schrott produzierte, sondern auf einer interessanten suche nach seiner stimme war und dabei gewissermassen zufaellig das americana-genre miterfand. naja. aber immerhin sind einige der neu ausgegrabenen songs wirklich huebsch und das isle-of-wight-set praesentiert viele dylan-klassiker im typisch archaisch-ruralen the-band-sound.



desweiteren gab es waehrend der urlaubstage das comeback von pete doherty und seinen babyshambles in form des neuen albums 'prequel to the sequel'. nach mehreren jahren, in denen doherty durch null kreativitaet, dafuer aber immer absurdere mediengeschichten auffiel, hatte ich die band eigentlich abgeschrieben. doch schaffen es babyshambles mit dem neuen album unglaublicherweise, wieder zu begeistern. es sind zwar nicht mehr die von doherty im drogensumpf scheinbar muehelos herausgeschleuderten perlen, die serviert werden. vielmehr merkt man, dass in 'prequel to the sequel' viel anstrengung und auch viel schweiss saemtlicher babyshambles-mitglieder steckt. trotzdem zeigt das ergebnis, wie gut der britrock von 2005 auch heute noch klingen kann.


abgerundet wurde der musikalische urlaubsreigen schliesslich noch durch den schoen melancholisch-foligen country-rock, den die hank williams-enkelin holly williams auf ihrem album 'the highway' bietet.