...und wieder ein buch fertig - oder zumindest eine manuskript-rohfassung vollendet: in den vergangenen zwei, drei wochen habe ich mich um die niederschrift meines buchprojekts 'local heroes' gekuemmert. es handelt sich dabei um ein fachbuch zur zukunft des lokalen einzelhandels. anhand einer reihe praktischer beispiele will ich dabei zeigen, wie das web dazu beitragen kann, die einkaufsvielfalt in unseren staedten auch in zunehmend online-gepraegte zeiten zu retten. 'local heroes' basiert auf meiner gleichnamigen artikelserie fuer shopanbieter.de und hat dank der freundlichen unterstuetzung durch ebay den sprung zum buchprojekt geschafft. ich bin schon gespannt, wie das fertige werk schliesslich aussehen wird - und welche resonanz ich damit erzielen kann.

etwas gehandicapt wurde ich - anders als bei meinem letztjaehrigen olympia-buch - dieses mal dadurch, dass ich mich nicht von allen sonstigen arbeitsverpflichtungen frei machen konnte. zudem begleiteten mich in den letzten wochen laestige gesundheitsprobleme. stimmungsaufheller und stresshelfer gab es aber in form einer ganzen reihe exzellenter musik-neuerscheinungen:



als erstes kam 'machineries of joy', das neue album von british sea power auf den markt. die band praesentiert sich dieses mal etwas reduzierter/konzentrierter und verzichtete auch auf die sonst ueblicherweise ausschweifenden liner notes. aber auch so kam ich durch das bsp-album unter anderem auf eine grossartige, 1962 im playboy erschienene erzaehlung von ray bradbury, die interessante geschichte der franzoesischen bodybuilderin francesca petitjean und die aktuellen umtriebe um den fc sunderland. ach ja, neben einigen rockern bot das album uebrigens erfreulich fruehlingshafte midtempo-nummern. weiter ging es musikalisch mit 'a bad wind blows in my heart', dem ersten song-orientierten soloalbum des ehemaligen the coral-gitarristen bill ryder-jones. lieder ueber kindheitserinnerungen verbinden sich darauf mit gekonnt atmosphaerischen arrangements zu einem traumhaften folk-rock-sound. als naechstes kam auf meinem ipod rokia traore mit ihrem neuen album 'beautiful africa' in die heavy rotation. zusammen mit pj harvey-producer john parish loest sich die dame aus mali darauf von den ihre musik in den ersten jahren praegenden fragilen klaengen und schafft mit rock-intensitaet und jazz-raffinesse einen so zuvor noch nicht gehoerten engagierten, modernen afrikanischen sound - 'afro-progressiste', wie sich traore im titelstueck selbst beschreibt. von westafrika ging es die letzten tage schliesslich schnurstracks nach texas: 'the low highway', das neue album von steve earle ist ein echter volltreffer. der mann ist nicht nur ein echtes americana-original, er hat auch ein feines haendchen fuer treffsichere melodien und kann bei mir auch mit seinen lyrics in mehr als nur einer hinsicht punkten. soviel zur musik (wobei auch julieta venegas und three cane whale zumindest noch erwaehnt werden sollten).


eine weitere kulturelle zerstreuung gab es in den letzten tagen schliesslich noch in form des ende februar erschienenen roberto bolano-romans 'die noete des wahren polizisten'. abgesehen davon, dass bolano immer mehr zu einer art jimi hendrix des literaturbetriebs wird (mehr posthume veroeffentlichungen/aufmerksamkeit als zu lebzeiten), haelt auch das 'neue' buch das hohe niveau seiner bisherigen veroeffentlichungen. ein rastloser literaturprofessor, seine schoene teenie-tochter, ein gewaltgepraegtes mexikanisches grenzstaedtchen, das auftauchen von aids in der schwulen-szene - 'die noete des wahren polizisten' bietet ein panorama, das auch fans von bolanos opus magnum '2666' nicht enttaeuschen wird. in der tat liest sich der aktuelle roman sogar wie eine kurzfassung des postmodernen 1000-seiten-schmoekers. hier liegt dann vielleicht auch die schwachstelle des buchs: hat bolano das manuskript wirklich zur roman-veroeffentlichung intendiert? oder handelt es sich nur um eine fuer die schublade bestimmte vorstudie? gut moeglich, dass 'die noete des wahren polizisten' deshalb an einigen stellen etwas knapp und beliebig wirkt. aber eine anregende lektuere ist das buch trotzdem.